Vorsichtig optimistisch
Steven Pinkers Studie zum Thema Gewalt
Die These ist so sensationell wie gewagt: Krieg und Gewalt nehmen weltweit ab. Das will der renommierte kanadische Evolutionsbiologe Steven Pinker mit seinem Buch „Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit“ nachweisen. Von den Urmenschen bis zur Aufklärung sei es vor allem die Konzentration staatlicher Macht gewesen, die zu einer Ordnung der Gesellschaft und zunehmender Kontrolle der Gewalt führte, so Pinker.
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November 14th, 2011 in
Fundstücke | tags: Frieden, Friedfertigkeit, Gewalt, gewaltfrei, Krieg, Leben
Fraglich, ob man seinem Vorschlag folgen mag, die Zahlen der getöteten Menschen in Relation zur jeweiligen Weltbevölkerung zu setzen. Aber sein Gedanke ist allemal interessanter als dieses poröse Zivilisierung von Norbert Elias.
Mir gefällt einfach der Gedanke gut. Er gibt Hoffnung.
Hatte vor einiger Zeit eine Studie in den Händen, die darstellt, wie Soldaten die Gewaltentwicklung einschätzen. Ihnen zufolge steigen die Zahlen von Verbrechen u.ä. massiv an. Vermutlich wird sich diese Wahrnehmung nicht ändern, auch viele ältere Menschen glauben dies ja aus den schnell zugänglichen Infokanälen herauslesen zu können. Dass Pinker die andere Seite aufmacht, tut sicher gut. Trotzdem halte ich beispielweise seine Interpretation der Situation in Afrika für fragwürdig.
Das Buch habe ich (noch) nicht gelesen, werde ich sicher noch tun. Diese These wurde in einer der letzten Spiegel-Ausgaben besprochen. Ich finde sie interessant und kann ihr insofern folgen, daß wir subjektiv natürlich überall Gewalt erleben und als bedrohlich empfinden. Aber: im Zusammenhang mit Diskussionen über die Todesstrafe, in der die Pro-Diskutanten immer wieder gerne die Zunahme von Gewalt (vor allem gegen Kinder) und Tötungsdelikte als Argument bemühen stelle ich immer wieder fest, daß wir in Zeiten leben, in denen wir Gewalt als solche wahrnehmen, sie benennen und als abscheulich empfinden. Das war in früheren Zeiten nicht so, da gehörte Gewalt zum Alltag, wurde als legitim (Rache z.B.) empfunden, Kriege waren zwar furchtbar, aber deren Sinnhaftigkeit wurde nicht so wie heute in Frage gestellt.
Doch, ich glaube, daß die Menschheit insgesamt immer friedfertiger wird.