Titel- und Klassengesellschaft
Wen hat sie denn jetzt betrogen, die Frau Ex-Dr. Schavan? Sich selbst an erster Stelle. Das ist klar. Ein bisschen habe ich sogar Mitleid. Das Leben – jedenfalls das Berufsleben – auf Sand gebaut. Dem falschen Lebensmotto gefolgt. Ja, ich habe wirklich Mitleid. Auch wenn es nicht angebracht ist. Mir stinkt es manchmal, dass wir überwiegend von einer Schicht regiert oder dominiert werden, die sich offensichtlich nach zwei ehrlosen Prinzipien richtet.
Prinzip 1: so lange ich nicht erwischt werde, ist alles erlaubt.
Gilt für das Doping im Sport, wie für unsere Wirtschaft, die gesellschaftlichen „Eliten“ – nicht alle selbstverständlich, aber eindeutig zu viele. Und dann immer dieser Schluss: wer das anders handhabt ist die oder der Dumme. Nur so komme ich zu etwas. Nur so überrunde ich die anderen und darauf kommt es schließlich an.
Die Steigerung dieses Mottos ist dann: nur wenn es mir gerichtsfest nachgewiesen wird, gebe ich etwas zu. Sämtliche zwischenmenschliche Regeln der Wertschätzung, des individuellen Stolz, der Ehrlichkeit werden da außer Kraft gesetzt.
Prinzip 2: Solange etwas nicht verboten ist, ist es erlaubt.
Das nervt auch ziemlich. Nie im Leben würde ich in meinem Umfeld mit Menschen freiwillig kommunizieren, die nach diesem Motto leben. Was soll das? Weiß ein Erwachsener nicht ohne Gesetz, was unmoralisch ist und was nicht? Normalerweise schaffen wir es recht gut auf soziale und kulturelle Regeln zu einigen, die wir zum Glück nicht alle in die Gesetzbücher schreiben müssen. Nur eine bestimmte Schicht meint das anders handhaben zu müssen. Auch da klingt immer nach: wer nicht alles ausnutzt was möglich ist, ist dumm und wird überrundet.
Kein Wunder, dass sie immer den Mißbrauch von sozialen Leistungen unterstellen. Aber was sie vergessen ist, dass die Sozialleistungsbezieher ein viel größeres Risiko eingehen müssten. Sie setzen nämlich ihre Existenz auf das Spiel. Was ist die schon gegen so einen Doktortitel?
Das ärgert mich: dass auf diesem Spieltisch an dem sie sich bedienen unser Einsatz liegt.
Dafür sollten sie sich schämen. (allerdings gibt es diese moralische Reaktion wahrscheinlich nicht in ihrem Portfolio)
dem ist nichts mehr bei zufügen.
Frau Schavan und all die anderen Abschreiber betrügen in erster Linie alle, die sich redlich für ihren Titel abgemüht haben. Schavan & Co. entwerten die akademischen Titel. Die Universitäten sind allerdings nicht ganz unschuldig. Wenn ich sehe mit welchen lauen Aufsätzen man einen ‚Doktor‘ bekommen kann, verwundert die Inflation der Doktorengrade nicht. Voraussetzung für die Vergabe sollte wieder sein, dass der Akademiker einen wesentlichen Beitrag zur Wissenschaft geleistet hat. Und dafür reicht es eben nicht aus, dass man andere Arbeiten zitiert.
Danke sehr für die deutlichen Worte.