TDDL Tag 1
Ich hätte heulen können, so enttäuscht war ich nach den Lesungen am ersten Tag. So viel Spannung und Vorfreude auf diese Tage und dann das. Liegt es an mir? Habe ich mich verändert? Bin ich zur Literatur-Nörglerin mutiert in diesen Jahren? Ich erinnere mich an Zeiten, da fand ich fast alle Texte gut. Manche mehr auf meiner Wellenlänge, manche weniger. Aber auch bei den Texten, die ich nicht möchte, konnte ich irgendwie erkennen, warum andere Menschen sie mögen. Heute war das komplett anders.
Es begann mit Karin Peschka und ihrem Kindl-Hunden-Text. Bei ihr war ich schon vorgewarnt, denn ich hatte ihren Roman „Watschenmann“ in der Bibliothek ausgeliehen und es kaum äuf 30 Seiten geschafft, so abstoßend fand ich die Thematik. Nun gut, dass ich in Hinsicht physischer und psychischer Gewalt empfindlich bin, weiß ich, das soll kein Maßstab für andere sein. Aber jedenfalls war ihr Text schon nichts für mich.
Bei Björn Treiber und seinem peinlichen Trauerkitsch-Text mit rasanten Adjektivüberschuss fing meine Verärgerung an. Das Los hatte dafür gesorgt, das beide von Stefan Gmünder eingeladene Autoren mit den Lesungen begannen. Vielleicht ist das ein österreichisches Schreibtrauma? Keine Ahnung!
Mit John Wray eingeladen von Sandra Kegel las dann der einzige Lichtblick an diesem ersten Tag, der einzige Text von dem ich verstehe, dass er die Qualität für diesen Bewerb hat. Die Jurydiskussion im Anschluss dann wie im Lehrbuch. Leidenschaftliche Fürsprecherinnen gegen literarische Bedenkenträger.
Noemi Schneider brachte die Lesung dann dann wieder zurück auf Schreibkursniveau. Zu dem ich nicht viel sage, weil ich nicht verletzend sein möchte. Ich bin schließlich keine Literaturkritikerin. Ich bin die, die Texte mag, die sie berühren, aufrütteln, erschüttern oder unterhalten. Spaß haben mit einem Text, trauern oder weinen. Alles das mag ich, aber alles das gab es nicht.
Daniel Goetsch von Hildegard Keller eingeladen gab mir den Rest. Die Jury-Diskussion schaute ich nicht mehr bis zum Ende an, weil mich ihr Gewäsch einfach nur noch nervte.
Heute habe ich nicht das Gefühl, dass da Menschen ihre Arbeit gut gemacht haben.
Diese Taktiererei im Hintergrund bei den Einladungen und Seilschaften im Literaturbetrieb tun dieser Veranstaltung ganz und gar nicht gut. Aber wahrscheinlich geht deren kleine Individualrechnung trotzdem auf.
So schade. Ich hoffe darauf, dass die Texte morgen besser werden.
Bin nicht vom Fach, dennoch wage ich, was anzumerken.
Ähnlich verhält es sich in der Musik.
Manches hält man zu Zeiten für gut, nicht lange danach für untauglich.
Was war es, das einen begeisterte, einnahm?
Bei Musik ist es so, daß vielzuviel „aussermusikalsiches“ in die Bewetung einfliesst, ohne das man das merkt.
In der Kunst ist es auch so: Was hat man bisher gesehen? Mit dem Mehr an Gesehenen verschiebt sich die Einschätzung. Plötzlich wird manches zur Attitüde, zum Plagiat.
Der Experte wird auch ein Stück einsam.
Das ist ein interessanter Gedanke, aber ich glaube das gestern war etwas anderes. Es gab noch andere Menschen, die das ähnlich sahen.
Ich möchte das hier jetzt nicht vertiefen, denn ich merke, dass ich immer noch verärgert bin.
Habe mal verlinkt, weil du es wieder gut, aber anders ausdrückst!
Danke! Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.