Sonntag-Abend-Ticker
Seltsam, dass so viele Menschen meinen ihr Umfeld mit Adventsgrüßen beglücken zu müssen. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es Länder in denen frau und man etwas toleranter und offener sind. Statt den Weihnachtsgrüßen gibt es da die „Happy Holidays“. Keine schlechte Lösung aus meiner Sicht.
Die Weihnachtsgrüße kann ich ja wirklich noch ausblenden. Aber bei dem inflationären Gebrauch dieser Adventsgrüße, fällt mir auf wie ignorant diese Geste ist. Soll ich wirklich fünf Wochen lang (also Advent und Weihnachten) immer im direkten Kontakt antworten: Schön, dass Du Advent feierst und er dir gefällt, aber ich feiere keinen Advent. Nur mein Wochenende. Nein? Ist der Gruß also nur rhetorisch gemeint? So etwas wie: Schönes Wetter heute – oder Hals- und Beinbruch. Wahrscheinlich eher nicht.
Hier wird etwas medial zelebriert. Etwas, das mir so langsam unheimlich wird und etwas an dem ich beim besten Willen nicht teilnehmen möchte.
Etwas was mich mehr belästigt, als unaufgeforderte Spieleanfragen. Auch so etwas das ich nicht verstehe. Diese penetrante Nörgelei über die Anfragen und das Stammtischhafte sich gegenseitig auf die Schultern Geklopfe. Was sind wir doch für Elite-Social-Media-AnwenderInnen! Die müssen sich lautstark vom Pöbel absetzen.
Was ich mit Freude feststelle ist, dass die Menschen, die das tun, gar nicht zu meinem Netzwerk gehören. Meistens sind das Menschen, die mir irgendwann eine Freundschaftsanfrage schickten und von denen ich in der Zwischenzeit nichts mehr gesehen und gehört habe.
Nur das mit den Adventsgrüßen, das lässt sich nicht eingrenzen. Da sind zu viele beteiligt und sie befruchten sich offensichtlich gegenseitig.
Nun ja, muss ich warten, bis zum Weihnachtswochenende. Dann sind endlich alle beschäftigt und für mich beginnt die besinnliche Zeit. Ganz ohne Stress und Aufreger.
(Nachtrag für mich: Hatte ich nicht vor ein paar Tagen behauptet, mir mache dieses Vorweihnachtszeit-Gedöns nichts aus? Das bezog sich offensichtlich nur auf die Deko und die Weihnachtsmusik.)
Nun, ich glaube, dass es auch aus Höflichkeit geschieht. Glaube mir, man sieht dir nicht an, dass du damit nichts anfangen kannst. Und wer das nicht weiß, der kann das auch nicht von der weghalten. Ich glaube hier ist eher deine Toleranz gefragt. Du solltest den Leuten sagen, dass du dir daraus nichts machst. Du wirst es wahrscheinlich ein paar mal wiederholen müssen, aber irgendwann wissen es die Leute und sie lassen dich dann damit in Ruhe.
Du, ehrlich gesagt, entweder die Leute nehmen den Advent wirklich besinnlich, beschreien es aber nicht, sondern sind eben besinnlich. Oder aber … Ich habe ja ein sehr christliches Umfeld, aber da wünscht einem niemand einen schönen Advent.
Und ehrlich gesagt, unsere Lebenswelt ist so hektisch, ich kann nicht glauben, dass die Leute auf einmal im Advent den Schwung/Stress/Druck rausnehmen.
@Sven: Wenn Menschen bei anderen Menschen etwas voraussetzen, dass sie nicht wissen oder nicht sehen können, nenne ich das: Vorurteil. Und vom Vorurteil zur Diskriminierung ist kein weiter Weg.
Ich denke, @Violine liegt da richtig. Es scheint sich nur um ein Content-Füll-Ritual vor Konsum-Hintergrund zu handeln. Und das ist lässtig, unehrlich, nicht überzeugend und raumgreifend.
Die Leere muss offensichtlich gefüllt werden. Da kommt es nicht so sehr darauf an mit was.