Rauschen
Bin mir nicht sicher, ob die Zeit an mir vorbei rauscht oder ob sie mit mir dahin rauscht. Das Einzige, dessen ich mir sicher bin, ist das Rauschen. Das ist deutlich wahrnehmbar. Im schlimmsten Fall ist es das Leben, das rauscht – denn der Urknall rauscht zwar auch – aber erheblich unauffälliger.
Menschen, die im Zeichen der Schnecke geboren sind, empfinden das Rauschen als unangemessen. Das ist ein subjektiver Eindruck. Aber einer der nicht weg zu reden ist. Was für die eine eine bunte Lebensfeier und eine rasante Kirmesfahrt ist, ist für den anderen eine außer Kontrolle geratene Abfahrt, die in einem Desaster zu enden droht.
Für mich ist das Rauschen nur wie eine starke Ungenauigkeit. Gefährlich ist es nicht, aber undeutlich wird alles. Unerlebbar.
Aber was soll das dann? Lebenszeit mit Unerlebbarem zu verbringen; Das ist nicht gefährlich, aber damit fängt der Irrsinn an.
oh wie recht sie haben, wir fühlen uns gar nicht gut wen es zu lange rauscht.
irgendwann beginnen die jahre zu fliegen…
was ist „Unerlebbares“?
gruß von sonja
Das was nur noch rauscht, das ist unerlebbar – jenseits von der Grenze des Erlebbaren.
[…] Mir scheint, als hätte ich schon ganz lange keine klaren Gedanken gehabt. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Nie hatte ich mehr klare Gedanken pro Stunde wie in den letzten Wochen. Viele. Vielleicht zu viele. So viele Gedanken, dass kaum noch Luft bleibt. Nur Leere ab und an. Ich schrieb es schon in dieser Woche: Die Tücke der unerlebbaren Lebenszeit. […]
Es ist eben doch gefährlich, und zwar für die Seele. Bewusstheit und konzentrierte Innenschau wären vielleicht passende Gegenmittel. dort innen liegt ein Raum, der frei ist vom Rauschen und der, entgegen einer weit verbreiteten Meinung, wirklich erlebt werden kann. Diesen zu finden, ist gleichwohl eine Kunst.
Oh je, ein Ratschläger in der Sammelmappe.
OK, nichts fü rungut, ich schlag‘ mir den Rat aus dem Kopf. Schlag‘ ich lieber ein Rad…
Genau, ein Rad schlagen gefällt mir.