Journal10022024

Der Februar gibt sich heute frühlingshaft. Mir tut die Sonne und das Licht gut. Im Schneckentempo kommt meine Energie zurück. Ich darf nicht zu viel erwarten. Aber es fühlt sich wunderbar an. Auch kleine Schritte verbreiten ihren Zauber.

Journal03022024

Mit dem letzten Satz des letzten Eintrags lag ich absolut falsch. Am nächsten Tag wurde nichts besser. Die Erkältung hält sich hartnäckig und ignoriert meine Wünsche nach Gesundheit und Wohlbefinden.

Aber heute habe ich wieder so ein Gefühl, dass es besser werden könnte. Jedenfalls habe ich zum ersten Mal in der Nacht so einigermaßen geschlafen, dass es als Nachtschlaf durchgehen kann. Das ist ein Durchbruch.

Das Ziel ist in Sichtweite. Jetzt nur nicht übermütig werden.

Journal30012024

Meine Erkältung hält mich im Bett und der reine Wille gesund zu sein entfaltet keine Wirkung außerhalb der träumenden Zone. Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden.

Ich fühle mich von der Welt abgeworfen. Mein Kalender zählt nicht mehr. Meine Prioritäten bröseln auseinander. Seltsam unvernünftige Einstellung zu einer profanen Erkältung.

Die einzige vernünftige Entscheidung in dieser Situation, ist die, dass ich mich nicht für mobiles Arbeiten entschied. Denn das wäre die größte Augenwischerei gewesen. Ich bin krank, ich bin schwach, ich bin quengelig. Ungeduldig. Unruhig.

Morgen wird alles besser.

Journal26012024

Zuhause angekommen und völlig entkräftet zuerst einmal zwei Stunden geschlafen. Nicht eine Sache ausgepackt. Kurz etwas gegessen, dann noch mal eine Stunde geschlafen und erst jetzt habe ich das Gefühl langsam wieder mit meiner Lebenswelt in Kontakt zu treten.

Beim Toilettengang die große Überwindung, das Papier in die Toilette zu werfen. Das gehört sich in Kuba nicht.

Langsam, ganz langsam nehme ich mein Zuhause bewusst wahr. Mit dem Ankommen kommt auch die Dankbarkeit und die Freude über die Bequemlichkeit und die Privilegien, die mit diesem Zuhause verbunden sind. Ein Prinzessinnenreich ganz alleine für mich.

Journal24012024

Morgen fliege ich nach Hause. Verschnupft und mit kratziger Stimme trete ich den Heimweg an. Havanna ist rauer als sonst. Den Menschen in Kuba fehlt die Perspektive, die Hoffnung, das Geld, das Essen, aber auch der Tourismus. Der Individual-Tourismus ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Nur ab und an verirren sich ein paar Reisende zu den Casa Particulares, die vor der Pandemie gut ausgelastet waren.

Vielleicht geht da eine Ära zu Ende. Vielleicht ist sie schon vergangen.

Es ist so schade für die Menschen, die hier leben. Ich verstehe die Hintergründe nicht, die zu dieser fortwährenden Krise führen. Die Inflation hält alle in Atem.

Im Jahr 2020 kamen wir in ein Land, in dem es einfach nichts zu kaufen gab. Nichts. Nada. Heute sind die Märkte und die Straßenstände voll, aber die Menschen können sich keine Zwiebel, keine Tomaten leisten.

Es gibt kein Zucker und kein Salz zu kaufen. Auf der Insel der Rohrzuckerproduktion gibt es keinen Zucker. Wir hören das von allen Menschen und tragen die Erzählungen weiter.

Haben sie in Matanzas Zucker? Fällt der Strom in Camagüey auch aus? Was kosten die Tomaten in Havanna?

Wie soll das hier weiter gehen?

Journal20012024

Mein Fuß erholt sich von Tag zu Tag. Glück im Unglück, denke ich mir. Das hätte anders ausgehen können. Aber so ist das Leben ja immer. Es kann so oder so laufen. Dieses Mal bin ich sehr dankbar für die Entscheidung, die es für mich getroffen hat.

Von allen Seiten gibt es hier in Camagüey Mitleidsbekundigungen. Außerdem bekomme ich Nachrichten aus Matanzas, auch dort hat sich die Nachricht, dass ich gefallen bin, herum gesprochen. Die Anteilnahme ist verblüffend. Noch ein paar Tage, dann weiß wahrscheinlich ganz Kuba von meinem Missgeschick. So kommt es mir jedenfalls vor. Die Netzwerke funktionieren hier ganz anders als ich das gewohnt bin.

Wir haben hier zum ersten Mal eine kubanische Sim Karte für Tourist*innen. Wir sind also per Telefon, SMS oder ich auch per WhatsApp für die Menschen hier Vorort erreichbar und das verstärkt in dieser Situation das Gefühl Teil eines Netzwerks zu sein.

Journal17012024

Die Medizin muss in Kuba mit extrem wenig Mitteln auskommen. Aber das Röntgenbild kommt sofort auf das Handy.
Ich habe viel Glück gehabt. Nichts gebrochen, nur verstaucht. Als wir im vollausgelasteten Krankenhaus Mittags ankamen, erkannte mich die Krankenpflegerin sofort. „Ach sie sind die Señora, die heute früh um fünf an der Bushaltestelle des Viazul gefallen ist.“ Sie war zufällig auch da gewesen und hatte meinen Unfall beobachtet. Was für ein Zufall!

Im Patio

Glücklich in Kuba.

Bildbeschreibung: Selfie von Claudia im schwarzen Shirt mit Sonnenschutz im Hintergrund ein begrünter Patio.

Nominierung

Die goldenen Blogger werden bis zum 9.1. nominiert und ich hab Piri mit ihrem Blog Voller Worte vorgeschlagen.

Weil sie so lange schon über ihren Alltag mit ihren beiden erwachsenen, pflegebedürftigen Kindern bloggt. Unermüdlich hält sie durch und könnte etwas Aufmerksamkeit gebrauchen, die zu mehr praktischer Unterstützung führt. Weil Carearbeit sichtbarer werden soll.

Helft ihr mit?

Journal02012024

Mein letztes fremdbestimmtes Arbeitsjahr beginnt mit dem heutigen Tag. Ich trage meine Termine in den Übersichtskalender ein, blockiere Zeitfenster für wiederkehrende Aufgaben. Markiere die Tage der Denkumenta, die SightCity – das ist die Messe für Blinde oder sehbehinderte Menschen – Klagenfurt schreibe ich im Juni in den Kalender. Dann noch ein paar familiäre und dienstliche Anlässe. Dann ein Paukenschlag und ich darf gehen.