Journal15102020

Durchgängiger Müdigkeitsgrad 10 von 10.

Zu diesem Tag gäbe es Zahlenmäßig noch einiges zu sagen. Wir haben uns pandemietechnisch selbst überholt. Auf, auf zu neuen Höhen!

Wenn jetzt jede seine Kontakte um die Hälfte reduziert … , heißt es. Aber da gibt es einen Haken, halbe Kontakte gibt es nicht und das wäre eben meine Hälfte. Ein halber Kontakt.

Da muss eine andere für mich schon noch etwas drastischer einschränken, damit mein Einschränkungs-Verlust wieder wettgemacht wird.

Es werden harte Wochen werden. Eine Aufgabe wird darin bestehen, die Nerven nicht zu verlieren.

Kann ich gleich als Aufgabe in meinen Gewohnheitstracker formulieren: Heute die Nerven durchgängig behalten.

Heute die Hoffnung in die Menschheit nicht verloren.

Heute ohne Verzweiflungsanfall überlebt.

Vergänglich

  • Bildbeschreibung: Verwelkende Sonnenblumen auf meinem Balkon

Journal13102020

Dienstliches Kräfte messen birgt die Gefahr der Überfordung. Ich rüttle an Bäumen, die keine Früchte tragen. Aus Prinzip und vielleicht auch aus Hoffnungslosigkeit.

Trost erfahre ich durch mein Heizkissen. Dieser Satz ist durchaus liebevoll gemeint.

Frankfurt meldet eine Datenpanne bei der Datenübertragung und die Corona-Warn-App zeigt sich von ihrer grünen Seite.

Ich schicke Euch liebe Gedanken in die Welt und viel Zuversicht.

Journal12102020

Hab mir nun auch eine der Apps installiert, mit der ich meine Gewohnheiten dokumentieren kann. Diese Apps funktionieren ganz einfach, wie früher die Kreuzchen am Kalender. Für jede erledigte Aufgabe ein Kreuz.

Wie immer, wenn ich beginne etwas Neues zu dokumentieren, fällt mir auf, wie vielen selbst auferlegten Pflichtaufgaben ich täglich oder wöchentlich nachkomme. Das sind wirklich eine ganze Menge und trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich dazu neige Verpflichtungen aus dem Wege zu gehen. Ich liebe die Kür, die freie Zeit und die Trödelei.

Aber ich stampfe mir den Alltag mit Selbstverpflichtungen zu. Bewegung, Sprache lernen, Gesundheit, Ernährung, Kommunikation, Schreiben, Gedichte: Alles wird jetzt im Zieltracker abgehakt.

Und weiterhin werde ich von mir denken: du führst ein müßiges Leben.

Journal10102020

Oh, my friend, we’re older but no wiser
For in our hearts, the dreams are still the same

Those were the days my friend

Those were the days, my friend
We thought they’d never end
We’d sing and dance forever and a day
We’d live the life we choose
We’d fight and never lose
Those were the days, oh yes, those were the days

Journal09102020

Es regnet im Covid-19-Krisengebiet. Eigentlich wäre die beste Maßnahme gegen die Zunahme der Neuinfektionen, wenn sich die Stadt von ihrem Corona-Verharmloser an der Spitze des Gesundheitsamtes verabschieden würde.

Dienstlich setzt bei mir eine leichte Nervosität ein. Mich erinnert so vieles an den März nur weiß ich jetzt, dass es keine Notbremse mehr gibt, die irgendwer ziehen kann.

Also ruhig bleiben und nicht nervös werden. Haha. Guter Ratschlag.

Der leise Dauerregen mit dem leisen Pritsche-Geräusch löst bei mir ein Wohligkeitsgefühl aus. Ich denke an die stillen Tage. Die schönen Tage. Es gab so viele. Im Kopf summen die alten Kitschsongs dazu.

Bildbeschreibung: Frau mit Regenschirm steht am Willy-Brandt-Platz, im Hintergrund seitlich der große Euro vor der ehemaligen EZB

Journal08102020

Frankfurt ist roter Bereich. Es könnte auch noch der dunkelrote Bereich kommen. Exponentielle Prozesse haben ja ihren eigenen Charme. Ich bin so müde! Keine Neuigkeit, aber doch erwähnenswert.

Mir geht das „Ihr gegen wir oder ich Gedöns“ so was von auf den Kecks. Pandemie ist scheiße. So oder so. Es wäre zu schön gewesen, wenn wir es geschafft hätten, das Virus auszumerzen. Aber knapp daneben ist auch vorbei.

Nicht die Nerven verlieren, flüstere ich mir zu.

Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.

Journal07102020

Das Leben zurechtrupfen. Sich achtsam mit dem letzten Lebensviertel beschäftigen. Gar nicht so einfach, da eine Linie zu finden.

In meinem Innern bin ich Kind, junge Frau, Schwester, Tante, Tochter, Lernende, Erwachsene, Arbeitende, Kollegin und immer wieder auch Lesende. Manche Rollen werden mir bleiben, vieles ist jetzt schon vorbei und nur noch nicht vergessen.

Die Fülle der gewachsenen Identitäten in mir, suggeriert das weitere Anwachsen der Möglichkeiten, Chancen und Weichenstellungen. Aber so ist das nicht. Auch wenn das gerade jetzt im Arbeitsleben unter der Last verschüttet ist: der Weg wird schmaler, enger und holpriger. Am Wegesrand liegen noch zahlreiche Versuchungen, Schätzchen und Verlockungen. Aber die führen doch nur ins Gestrüpp, weit ab vom Weg ins unzugängliche Gelände.

Jetzt sind die leisen, die stillen Entscheidungen notwendig. Die behutsamen, die klugen. Die vorsichtigen Schritte. Damit ich mich noch lange an der Lebenslandschaft erfreuen kann.

Journal05102020

Frankfurt schleicht sich in den knallroten Bereich vor. 48 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner und bei mir zeigt die Corona-Warn-App zum ersten Mal eine Risikobegegnung an.

Zum Glück immer noch in grüner Farbe. Es gibt eigentlich nur eine einzige Möglichkeit für diese Begegnung, die Bahnfahrt zu meinen Eltern. Nach zwei Monaten Besuchspause. Zwei Monate sind in diesem Gesundheitsstadium viel Zeit. So wie die Infektionszahlen exponentiell ansteigen können, kann sich auch ein Gesundheitszustand exponentiell verschlechtern.

Aber Jammern gilt nicht. Kopf hoch und durch.

Krönchen noch richten, falls es eine Prinzessin trifft.

Passt gut auf Euch auf!

Journal04102020

Den Herbst hatte ich eindeutig gemütlicher in Erinnerung. Draußen keuscht der Wind und mein Regenhut zeichnet mir eine rote Linie quer über die Stirn. Immerhin: weggeflogen ist er nicht.

Das mit den roten Linien passt gut in die aktuelle Zeit. Denn es werden ständig rote Linien gezogen und überschritten. Da ist es doch eine feine Sache, sich mit körperlichen Einsatz den eigenen roten Linien hinzugeben.

Bildbeschreibung: Grünanlage im Herbst mit buntem Zaum und einer Reihe kahler Bäume