Journal30112020

Aus meinen zwei persönlichen Krisenherden werden über Nacht drei.

Enger können sich die Kreise kaum ziehen.

Das Lebensalter ist nicht für Mimosenseelchen gemacht.

Anderes Thema: Es war kalt draußen und wunderschön.

Journal29112020

Mir scheint der Mond ins Zimmer.
Und der Jupiter?

Bildbeschreibung: Fensterblick am Abend, draußen leuchtet der Vollmond über der Autobahn und hinter dem kahlen Baum. Auch ein heller Stern ist zu sehen. Wahrscheinlich ein Planet.

Hoffe, dass der Mond heute besonders wacht. Voralllem über die, um die ich mich besonders sorge.

Gerade an diesem Jubiläumstag.

Journal27112020

Deutschland knackt die Millionengrenze der Neuinfektionen und kommt auf traurige 426 Corona-Tote binnen 24 Stunden.

Die Politik verweigert nach wie vor ihre Arbeit und trifft nur seltsame Entscheidungen, die allen weh tun. Leider wohl auch sehr lange.

Meine beiden persönlichen Krisenherde köcheln weiter vor sich hin. Nicht aufgeschlossen, dass sie beide gleichzeitig überkochen.

Beruhigend ist es immer den Vögel beim Futtern zuzusehen. Ich locke sie an und erfreue mich an ihnen.

Journal23112020

Hab mir die komplette hessische Pressekonferenz zur Impfstrategie angeschaut. Da sind schon noch ein paar Haken und Ösen dabei. Der Wille ist da, ob sie schlau genug sind, genügend Software einzusetzen?

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Wenn das Blatt nicht an den Baum glaubt, an dem es hängt wird es trotzdem getragen.

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In Paris leuchten die Weihnachtslichter. Das tröstet mich schon durch die Vorstellung. Bin jetzt wirklich gespannt, wie wir durch die nächsten Tage kommen. Ein zähes Geschäft. Eingebrockt zum Auflöffeln.

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Die größte Sorgenbaustelle zeigt hartnäckig eine rote Warnzeichen an, bei der zweitgrößten schrillt zum wiederholten Mal die Warnanlage. In dieser Hinsicht ist keine Erlösung zu erwarten.

Journal22112020

„Annette – Ein Heldinnenepos“ Hab es aus Pflichtgefühl begonnen zu lesen und staune über jeden Satz und über die Geschichte und über das Leben.

Ansonsten habe ich mir angewöhnt in der Nacht Schach zu spielen. Mit der App, da geht es unermüdlich. Nur dem Schlafbedürfnis ist es abträglich.

Und seltsame Träume trägt es mit sich.

Journal21112020

Jeden Tag sammle ich ein paar Tropfen Zuversicht und verliere sie bis zum Abend wieder.

Auf Twitter geht die Frage um, was eine wohl macht, wenn die Pandemie vorbei ist.

So rein hypothetisch, von einem Tag auf den andern. Die instinktive Antwort darauf: feiern. Eine große Fete.

Die wahrscheinliche Antwort ist trauern. Trauern über die Verstorbenen und die Schwererkrankten, trauern über das, was kaputt gegangen ist, trauern über die vertanen Chancen.

Und Aufatmen. Das auch.

Bildbeschreibung: Blick vom Balkon am Morgen im November, oben rechts nur teilweise im Bild eine Blumenampel mit Erdbeerpflanze, im Hintergrund kahl werdende Bäume und am Boden gelbe Blätter.

Journal18112020

Lebensticker

*** Langsam ernährt sich das Eichhörnchen *** und ich schleppe mich von Tag zu Tag ***die wichtigen Dinge stehen hintenan im Leben *** Lebensglück ***

Wir drehen unsere Spaziergangsrunde auf dem grauen Messplatz-Parkplatz, denn der idyllische Ostpark bleibt den ambitionierten Sportler*innen überlassen. Seit dem Wochenende krönt eine Corona-Teststation die Mitte des grauen Platzes. Für 69 Euro kannst du dich zum Sparpreis testen.

Einziger Lichtblick im Hintergrund: die Taskforce des Landes arbeitet gewissenhaft die Impflogistik ab. Schafft all die Dinge an, die es zum Impfen braucht. Tupfer, Nadeln, Kühlbehälter, Desinfektionsmittel.

Macht euch nur ruhig weiter über den öffentlichen Dienst! Dort arbeiten die Verwaltungsleute, über die ihr euch scharenweise lustig macht.

Wir machen das, was wir immer tun. Rödeln, damit es irgendwann klappt.

Journal15112020

Bildbeschreibung: Balkonblick zum Sonnenaufgang. Im Vordergrund links und rechts die dunklen Bäume, im Hintergrund die Autobahnbaustelle, am Horizont feuerrotes Licht, darüber die noch dunklen Wolken.

Die Sonne zeichnet ihr eigenes Bild vom Morgen. Eine Lichtzeichnung, eine Farbenfreude. Weil sie es kann, lässt sie die Baustelle im romantischen Schein erleuchten.

Weil sie es kann, verschwendet sie ihre Farbenpracht.

Für einen Moment vergesse ich alle Sorgen. Bleibe stehen und atme mich in den Tag hinein.

Journal14112020

Ich reduziere schweren Herzens meine täglichen Ziele.

Es tut mir nicht gut, zu fokussiert zu sein. Es tut mir nicht gut, ohne Struktur zu sein.

Die Balance zu halten, wird zur Lebensaufgabe.

Journal12112020

Gestern der Vorsatz jetzt endlich einen Schritt zurück zugehen und mich nicht mehr von den Aktualitätsstrudeln mitreißen zu lassen und heute vor acht Uhr schon ausgetickt.

Vielleicht bin ich nicht mehr kompatibel mit dieser Welt. Mag sein, dass diese Pandemie Löcher in menschlichen Gehirnen hinterlässt. Große Löcher und viele Ich, Ich, Ich-Gene.

Traurige Welt. Traurige Erkenntnis.

Ich mag mich gar nicht mehr darüber informieren, wie viele freilaufende Corona-Infektionen in Deutschland aktiv sind. So viel mehr als im Frühjahr müssen das sein. Und die positiv getesteten Pflegekräfte, dürfen jetzt bei den positiv getesteten Pflegepatienten ihren Dienst machen.

Weil die Virenlast ja so gar nichts mit dem Krankheitsverlauf zu tun hat. Was für eine Welt!

Und die anderen Menschen hätten gerne eine Zuckerschicht um ihre Existenz. Weich gepolstert und Puderzucker hintenrein.

Was für eine ungerechte Welt!