Journal17122020

Wir nähern uns Weihnachten durch ein Spalier an Toten und Kranken. Ich werfe einen Anker aus und schreibe Hoffnung darauf.

Schließe die Augen und simuliere einen Winterschlaf. Aufwachen erlaubt in einer anderen Zeit.

Mit guten Wünschen dem Alptraum entgegen treten.

Journal12122020

Jetzt ist das Geschrei groß und gegen jede Vernunft heißt es, das hätte man doch nicht vorhersehen können.

Doch, hätte man. Haben ja auch alle gesagt, die ein Modell rechnen können. Ist auch gar nicht so schwierig. Nur das Warten auf ein Wunder ist ineffizient.

Auch das hätte man voraussehen können. Bin nun sehr gespannt, ob sie endlich dicht machen am Montag. Aber selbst dann müssen wir noch eine ganze Weile mit hohen Todeszahlen leben.

Ach ja.

Ach und weh.

Jubiläum

Das ist der 5000ste Eintrag der Sammelmappe. Ein Grund zum Feiern. Ich lege das Blog in der Mitte ab und tanze einen Jubiläumstanz.

Mir gefällt es, wie die Sammelmappe mein Leben begleitet, manchmal gar als Eiertanz, denn konkret darf es hier in vielen Fällen nicht werden. Sobald andere Menschen involviert sind wird es kryptisch in der Sammelmappe. Das war von Anfang an der selbstgewählte Weg. Er passt heute noch.

In der letzten Zeit fehlt die Lyrik, sie kommt zu kurz in diesen Tagen. Vielleicht kommt sie wieder, wenn ich ihr die Tür offen halte. Denn anlocken funktioniert bei mir nicht. Ich muss still warten und hoffen, dass sie diesen Nistplatz der Poesie wieder beglückt.

Ein Hoch auf die Sammelmappe, ein Halleluja auf das Schreiben, ein Ruf in die Nacht: Passt gut auf Euch auf!

Sonnenblume wächst aus einem alten Gemäuer
Bildbeschreibung: Sonnenblume wächst aus einem alten Gemäuer

Journal09122020

Familie – ist manchmal nichts anderes als ein schwarzes Loch, das alle deine Gefühle in unendliche Spaghetti-Dimensionen dehnt.

Die Ressourcen werden reingekippt und ab und an steigt ein Teilchen durch den Tunnel ins Paralleluniversum.

Ich lerne das in diesem Leben nicht mehr.

Wünsche mir mehr Magie in den schwarzen Löchern. Das könnte mich versöhnen an diesem Tag.

Journal08122020

Jetzt fürchten sich im beruflichen Umfeld auch die Menschen vor den Infektionen, die monatelange einen etwas robusten Umgang mit der Pandemie pflegten. Ganz geheuer ist Ihnen die Situation nicht.

Vielleicht wäre wir als Gesellschaft weiter, wenn in der Politik die Unterstützung durch die Psychologie akzeptierter wäre. Im Sport haben sie verstanden, dass zum professionellen Training auch die Psyche nicht außer acht gelassen werden darf.

In der Politik dachten sie lange nur daran, dass die unreflektierte Masse, eine leichte Wahlbeute ist. Blöd, wenn die sich plötzlich herausstellt: es kommt auf uns alle mit Leib und Seele an.

Journal07122020

Mir geht es gerade ähnlich wie im Januar und Februar dieses Jahres. Atem anhalten und wie ein Kaninchen auf die Schlange schauen. Ich fixiere die Zahlen und kann es nicht fassen. Genauso wie sie die Pandemie beim Abrollen untätig laufen ließen, lassen sie die zweite Welle auf einer Spitze tanzen, die diese mühelos auf ein drittes, viertes oder fünftes Plateau bringt.

Das sieht doch jede, dass die Zahlen gerade einen Kick bekommen! Alle die sich jetzt anstecken und schwer erkranken, werden an Weihnachten noch krank sein. Viele schwerkrank und die anderen tot. Tag für Tag für Tag.

Was für ein Wahnsinn!

Journal06122020

Wie gerne würde ich hier schreiben, dass ich cool und ruhig bin. So eine kleine Pandemie und ein bisschen Kontaktbeschränkung, das macht mir doch nichts aus! Alles so schön ruhig hier. So habe ich mir jahrelang das Paradies ausgemalt. 

Aber leider bin ich kein bisschen ruhig. Ich bin besorgt und werde es von Tag zu Tag mehr. Ein Flügelschlag und uns fliegt diese Katastrophenscheiße um die Ohren. So wie es den unzähligen Opfern und ihren Angehörigen schon gegangen ist. Das Leid potenziert sich. Jeden Tag kommen wir dem Abgrund näher. 

Nachts wache ich mit Alpträumen auf und tagsüber kann ich es nicht fassen, dass alles noch immer im Normalmodus läuft. 

Sehenden Auges tapsen wir in die vermeidbare Katastrophe. 

Es ist allumfassend furchtbar. 

 

Journal05122020

Vor kurzem sah ich zwei Folgen der Miniserie „Damengambet“ und war so begeistert davon, dass ich mir die restlichen Folgen an Weihnachten ansehen werde. Mein Weihnachtsgeschenk an mich: aufgesparte Netflixserien.

Aber bis dahin bin ich vom Schachfieber infiziert.

So sieht er aus. Mein Corona-Dezember.

Auf dem Balkon besuchte mich heute ein Distelfink, mit ganz besondern Grüßen aus meiner Kindheit. Er balancierte ca. 30 min auf der vergammelten Sonnenblume und stürzte zweimal dabei ab.

Journal03122020

Tag für Tag weitertasten. Hohe Todeszahlen. Die Menschen sterben vor allem in den Heimen und Einrichtungen. Zuerst werden sie mit Isolationsfolter gequält und wenn das Virus in der Einrichtung ist, dann breitet es sich lustig und schnell aus. Besser nicht weiter darüber nachdenken.

Mit meinen persönlichen Krisenherden geht es mir ähnlich, wie mit den Risikobegegnungen bei der Corona-Warn-App: die Zahlen steigen und fallen von jetzt auf gleich. Übrig bleibt eine gespannte Grundhaltung.

Geschmückter und beleuchteter Weihnachtsbaum an der Höhenstraße
Bildbeschreibung: Geschmückter und beleuchteter Weihnachtsbaum an der Höhenstraße

In meinem Notizbuch fand ich ein Zitat aus einer Serie: „Meisle deine Erfolge in Stein und male deine Niederlagen in den Sand.“

So pfiffig.

Journal01122020

Der erste Schnee hellt die Stimmung auf.