Mir geht es gerade ähnlich wie im Januar und Februar dieses Jahres. Atem anhalten und wie ein Kaninchen auf die Schlange schauen. Ich fixiere die Zahlen und kann es nicht fassen. Genauso wie sie die Pandemie beim Abrollen untätig laufen ließen, lassen sie die zweite Welle auf einer Spitze tanzen, die diese mühelos auf ein drittes, viertes oder fünftes Plateau bringt.
Das sieht doch jede, dass die Zahlen gerade einen Kick bekommen! Alle die sich jetzt anstecken und schwer erkranken, werden an Weihnachten noch krank sein. Viele schwerkrank und die anderen tot. Tag für Tag für Tag.
Wie gerne würde ich hier schreiben, dass ich cool und ruhig bin. So eine kleine Pandemie und ein bisschen Kontaktbeschränkung, das macht mir doch nichts aus! Alles so schön ruhig hier. So habe ich mir jahrelang das Paradies ausgemalt.
Aber leider bin ich kein bisschen ruhig. Ich bin besorgt und werde es von Tag zu Tag mehr. Ein Flügelschlag und uns fliegt diese Katastrophenscheiße um die Ohren. So wie es den unzähligen Opfern und ihren Angehörigen schon gegangen ist. Das Leid potenziert sich. Jeden Tag kommen wir dem Abgrund näher.
Nachts wache ich mit Alpträumen auf und tagsüber kann ich es nicht fassen, dass alles noch immer im Normalmodus läuft.
Sehenden Auges tapsen wir in die vermeidbare Katastrophe.
Vor kurzem sah ich zwei Folgen der Miniserie „Damengambet“ und war so begeistert davon, dass ich mir die restlichen Folgen an Weihnachten ansehen werde. Mein Weihnachtsgeschenk an mich: aufgesparte Netflixserien.
Aber bis dahin bin ich vom Schachfieber infiziert.
So sieht er aus. Mein Corona-Dezember.
Auf dem Balkon besuchte mich heute ein Distelfink, mit ganz besondern Grüßen aus meiner Kindheit. Er balancierte ca. 30 min auf der vergammelten Sonnenblume und stürzte zweimal dabei ab.
Tag für Tag weitertasten. Hohe Todeszahlen. Die Menschen sterben vor allem in den Heimen und Einrichtungen. Zuerst werden sie mit Isolationsfolter gequält und wenn das Virus in der Einrichtung ist, dann breitet es sich lustig und schnell aus. Besser nicht weiter darüber nachdenken.
Mit meinen persönlichen Krisenherden geht es mir ähnlich, wie mit den Risikobegegnungen bei der Corona-Warn-App: die Zahlen steigen und fallen von jetzt auf gleich. Übrig bleibt eine gespannte Grundhaltung.
In meinem Notizbuch fand ich ein Zitat aus einer Serie: „Meisle deine Erfolge in Stein und male deine Niederlagen in den Sand.“
Hab mir die komplette hessische Pressekonferenz zur Impfstrategie angeschaut. Da sind schon noch ein paar Haken und Ösen dabei. Der Wille ist da, ob sie schlau genug sind, genügend Software einzusetzen?
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Wenn das Blatt nicht an den Baum glaubt, an dem es hängt wird es trotzdem getragen.
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In Paris leuchten die Weihnachtslichter. Das tröstet mich schon durch die Vorstellung. Bin jetzt wirklich gespannt, wie wir durch die nächsten Tage kommen. Ein zähes Geschäft. Eingebrockt zum Auflöffeln.
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Die größte Sorgenbaustelle zeigt hartnäckig eine rote Warnzeichen an, bei der zweitgrößten schrillt zum wiederholten Mal die Warnanlage. In dieser Hinsicht ist keine Erlösung zu erwarten.