Heiligabend

Besinnlicher Morgenspaziergang am Heiligabend.

Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist ein Vertreter der ganzen Ewigkeit.“– Marie von Ebner-Eschenbach

Eine Grünanlage mit Laub bedeckten Wegen, einer grasbewachsenen Fläche und hohen, dunklen Bäumen unter einem zarten Morgenhimmel in Pastellfarben.

Bildbeschreibung: Eine Grünanlage mit Laub bedeckten Wegen, einer grasbewachsenen Fläche und hohen, dunklen Bäumen unter einem zarten Morgenhimmel in Pastellfarben.

Zweisam

Ein Gedicht aus den Erinnerungen. Zweisam

Seinetwegen

Zora del Buono war erst acht Monate alt, als ihr Vater 1963 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. In ihrem autofiktionalen Buch „Seinetwegen“ setzt sie sich intensiv mit der Vergangenheit ihrer Familie und dem schmerzhaften, gewaltsamen Verlust ihres Vaters auseinander. Spät in ihrem eigenen Leben begibt sie sich auf die Spur des „Unfallverursachers“, recherchiert und reflektiert über die Ereignisse, die ihr Leben geprägt haben.

Das Buch berührt mich tief, da es viele Themen anspricht, die auch mich bewegen. Die demente Mutter, die Gewalt und Zerstörung, die durch das Autofahren nicht nur das Klima, sondern auch die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt. Die gesellschaftliche Akzeptanz, mit der viele Formen der Gewalt hingenommen werden.

Anaïs Nin schrieb einmal: „Wir schreiben, um zweimal zu leben: im Moment und in der Erinnerung.“ Durch dieses Buch wird das Leben weiter – nicht nur das der Autorin, sondern auch das der Leser.

Nebenbei experimentiere ich mit TikTok, wenn auch noch etwas ungelenk und ziellos. Gestern nahm ich draußen ein Video auf, das völlig unbrauchbar war – der Wind blies meine Worte einfach weg. Es gibt so viel zu lernen für mich: zu viel Technik, zu viel Insiderwissen. Aber das macht mir nichts aus. Ich habe Freude daran, Dinge zu lernen, von denen ich absolut keine Ahnung habe.

Reinstolpern und Spaß haben, neue Welten kennenlernen – das ist es, was im Moment zählt.

Journal21122024

„Manchmal muss man nur still sein und warten, bis die Seele wieder atmet.“ Kathrine Mansfield

Warten, bis die Seele wieder atmet – das scheint mir ein wunderbares Motto, um in eine sinnliche Rentnerinnen-Stimmung einzutauchen. Diese Tage sind wahrlich gesegnet. Umgeben von außergewöhnlich guten Büchern und poetischen Texten, finde ich mich in einer zugänglichen urbanen Umgebung wieder, erfüllt von einer tiefen Dankbarkeit, all dies erleben zu dürfen.

Es ist ein Geschenk, mich frei bewegen zu können, die Stille zu genießen und geduldig zu warten, bis meine Seele wieder atmet. Was für ein Glück ich doch habe! Um mich herum herrscht geschäftiges Treiben, die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Doch in meinem Leben wird es ab heute langsam und nachdrücklich leise. Elfenruhig. Ich kann lauschen, ich kann warten. Ich kann still sein und darauf vertrauen, dass meine Seele wieder atmet.

Die stillsten und besinnlichsten Tage meines Erwachsenenlebens liegen vor mir wie ein kostbarer Schatz – ein Rentnerinnenschatz. Ich tauche ein, ich tauche unter. Ich bin frei. Die Gedichte liegen neben mir, die Worte schweben über mir. Das Langgedicht „Nachwasser“ von Frieda Paris vibriert noch in mir. Im Vorbeigehen habe ich mir „Tapfer Lieben“ – die Gedichte und Briefe von Marilyn Monroe – aus der Bücherei mitgenommen. Die Wendetagebücher von Sarah Kirsch teile ich mir besser ein als die Schokostückchen. Diese Texte sind so kostbar.

Abends male ich mir ein paar Blumen für die Träume, damit die Nacht einen Ausgangspunkt findet. Schön farbig, denn mir fehlte die Farbe all die Jahre.

Ich wünsche euch allen das Beste! Ich werde in diesen Tagen hier weiterschreiben.

Bethmannpark im Regen

Heute morgen bin ich in aller Frühe losgezogen, um meine Fäden entfernen zu lassen. Auf dem Rückweg dann der Bethmannpark als Belohnung für die überstandenen Ängste.

Bildbeschreibung: Ein ruhiger chinesischer Garten mit einem Pavillon am Rand eines kleinen Teiches, umgeben von Bambus und herbstlicher Vegetation, die sich sanft im Wasser spiegelt.

Bildbeschreibung: Ein ruhiger chinesischer Garten mit einem Pavillon am Rand eines kleinen Teiches, umgeben von Bambus und herbstlicher Vegetation, die sich sanft im Wasser spiegelt.

Zitat:
„Das Wasser, das mich spiegelt, macht mich zur Freundin der Dinge.“
– Marguerite Yourcenar

Melancholia

Gestern vor einem Selbstbildnis von Else Meidner (1901-1987) im jüdischen Museum in Frankfurt.

Die Melancholia-Serie von ihr ist sehr berührend und faszinierend. Ich schaue sie mir bestimmt noch einmal an.

Selfie von Claudia mit gelbem Barret und roter Brille im Hintergrund ein Selbstbildnis von Else Meidner.

Bildbeschreibung: Selfie von Claudia mit gelbem Barret und roter Brille im Hintergrund ein Selbstbildnis von Else Meidner.

Journal17122024

Seit kurzem schlägt mein Virenscanner Avast Alarm, wenn ich die Sammelmappe aufrufen möchte, und blockiert den Zugriff auf die Seite. Das ist wirklich ärgerlich, denn die Domain ist vollkommen in Ordnung. Die Fehlermeldung klingt fast wie ein Triumph des Virenscanners: „Ha, ich habe dich geschützt! Jetzt führe schnell das kostenpflichtige Update durch.“ Ich führe ein Zwiegespräch mit dem Virenscanner und erkläre ihm, dass das meine Website ist, dass ich meinen Webspace getestet habe und mein Provider seine Aufgaben erfüllt. Doch der Virenscanner bleibt monoton bei seiner Aussage.

Normalerweise habe ich ein Herz für komplexe Einstellungen, aber bei der Sammelmappe hätte ich es doch lieber geschmeidig und bequem. Es macht mir schon lange keinen Spaß mehr, an der Seite herumzufummeln. Vielleicht sind die Zeiten des Selbsthostens einfach vorbei. Es gibt zu viel, um das man sich technisch, organisatorisch und rechtlich kümmern muss. Dabei schreibe ich hier ja vor allem für mich – und für die Handvoll Menschen, die seit Jahren ab und an vorbeischauen. Das ist für mich die liebste Form des öffentlichen Schreibens.

Ich mag keine hitzigen Kommentardiskussionen; ich war nie gut im Moderieren. Ich bevorzuge es, wenn es still bleibt, weshalb ich hier polarisierende Themen vermeide – auch wenn sie mich beschäftigen, wie so viele Menschen in diesen turbulenten Zeiten. Die Sammelmappe war für mich immer ein Ort der Ruhe, ein Ausgleich und eine Auszeit vom grellen Realitätsgeblinke. Doch jetzt kommt dieser Virenscanner daher und warnt meine Leser*innen vor nicht vorhandenen Gefahren.

Eine weitere Recherche ergibt, dass die eigentliche Warnung auf einem Eintrag in einer Liste basiert, die besagt, dass meine nie verwendete E-Mail-Adresse als Spam-Adresse gilt. Die Spirale dreht sich also absurd weiter. Ob es jemals gelingt, von so einer Liste wieder herunterzukommen, weiß ich nicht. Darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf. Ich schreibe hier noch eine Weile weiter, wie immer. Aber falls die Berge zu hoch werden, die Täler zu tief und die Virenscanner zu grantig, dann muss ich mir etwas anderes überlegen.

Journal14122024

„Schreiben heißt, sich selbst lesen.“– Maxie Wander

In diesem Zitat finde ich mich so gut wieder. Ich bin nicht hineingeboren in eine Welt der Selbstreflexion – ja, nicht einmal in eine der Reflexion. Umso größer war der Trost, als ich zuerst das Lesen und später das Schreiben für mich entdeckte. Das Lesen fügte sich noch reibungslos in mein Umfeld ein, doch beim Schreiben stieß ich schon früh auf massive Widerstände.

Ohne Privatsphäre zu schreiben, ist schwer. Noch schwieriger wird es, wenn dein Schreiben Unmut hervorruft – wenn es dich verdächtig macht, als ein aggressiver Akt gegen dein Umfeld wahrgenommen wird.

Es hat lange gedauert, bis ich in meinen mittleren Jahren endlich alle Barrieren beiseitegeschoben und das Schreiben zu meiner täglichen Routine gemacht habe. Welch ein Glück, dass ich in dieser Hinsicht noch meinen Weg gefunden habe.

Dinge

Elke Brüns: Dinge – Warum wir sie brauchen und warum wir uns von ihnen trennen müssen

Das Buch ist wie ein Geschenk für mich. Das richtige Buch zur richtigen Zeit. Anlässlich meines Renteneintritts habe ich mich intensiv mit dem Trennen und Verabschieden von Dingen beschäftigt. Mein Büro auszuräumen fiel mir viel schwerer als gedacht. Obwohl ich mir lange im Vorfeld Gedanken gemacht und viele Dinge bereits aussortiert und entsorgt hatte, blieb doch eine ganze Menge übrig. Diese übriggebliebenen Dinge auszusortieren hat mich außerordentlich viel Kraft und Energie gekostet. Aber mir war nicht so richtig klar, woran das liegt. Elke Brüns beschreibt in ihrem Buch sehr präzise und nachdrücklich, wie die Dinge in unser Leben kommen, wie sie uns begleiten, und zum Schluss erklärt sie auch, was es mit den letzten Dingen auf sich hat und warum unser Umgang mit der Vergänglichkeit sich in den Dingen und dem Loslassen der Dinge widerspiegelt. Das Buch ist also kein Aufräumratgeber. Es ist ein Essay, der von unserer Menschlichkeit und unserer Vergänglichkeit handelt. „Dinge geleiten uns in und durch das Leben – und auch wieder hinaus.“

Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gleich zweimal gelesen und werde es bestimmt noch einmal lesen. Denn ich finde darin Gedanken, die sehr wichtig für mich sind und die mir helfen, mich in dieser Übergangszeit neu auszurichten.

Gelbe Mütze, gelbe Umhängetasche und ein Buch liegen auf dem Ablagebrett in der Sitzreihe eines Zuges.

Herbstgefühl

Herbstgefühl von Ada Christen

Die Bäume tragen gold’ne Kronen,
Und schweigend neigt sich Blatt um Blatt.
Ein leises Flüstern ist zu hören,
Als träumten sie vom Sommer satt.

Die Farben glühen, mattes Glänzen,
Ein letzter Gruß dem alten Jahr.
Die Welt versinkt in sanftem Dämmern,
Der Herbst ist da, so wunderbar.