Ich hätte gedacht, dass sie locker die 100er Marke nimmt. Oder ganz unsterblich ist, das hätte ich durchaus für möglich gehalten. Aber nun hat sie doch etwas früher ihren Abschied aus der Zettelhöhle genommen.
Sie hinterlässt Worte und Poesie. Lyrik von ausgesuchtem Reifegrad.
Die Bahnhofshalle heute morgen aggressiv aufgeladen. Aus jedem Winkel drang der Ärger und das Elend. Monatsanfang. Der bringt destruktives Leben mit sich und mischt die Sicherheitsleute auf.
Hab den Specht aus Versehen vergrämt und bin jetzt sehr bekümmert. Er ist wunderschön und so schüchtern. Aber ich war zu forsch. Ach, ach.
Es ist Sommer. Ich nehme das nur am Rande wahr. Alles ist grün. Die Flieger fliegen wieder.
Die Stänker*innen stänkern.
Der Lauf der Welt dreht das Pandemierad auf das nächste Level.
Wenn ich das richtig verstanden habe, wird Betrug und Korruption jetzt in der Kategorie Schlamperei abgespeichert.
Zum Thema dann passend beim Vergrämer den Spruch des Jahres gesehen:
Die Maden im Speck kündigen an, dass die nächsten Jahre hart werden. Was sie nicht sagen: Für die anderen!
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Dann die Erinnerung an den Tag vor zwei Jahren. Ich war unterwegs mit Menschen, die die Twitter- und Blog-Sphäre nicht kennen und hab versucht zu erklären, warum ich so fassungslos und so tieftraurig bin. Noch heute tiefe Trauer, um eine Frau, deren Bedürfnis es war von Herzen gut und gütig zu sein.
Sie bringen sie jetzt einfach mit auf den Balkon. Die großen Riesen-Flauschkugeln, so groß wie die eifrigen Eltern, die unermüdlich weiterfüttern. Der Fünf-Kilo-Futter-Eimer nähert sich dem Ende zu.
Während der menschenveranlasste Flugverkehr über meinem Balkon immer noch auf niedrigem Niveau verharrt, entwickelt sich der naturveranlasste Flugverkehr prächtig.
Ich fülle die Futtersäule morgens und abends und erhöhte die Zahl der mit Vogelfutter gefüllten Kokosnüsse um 100%. Sie fliegen und fressen und fressen und fliegen und sortieren und fressen und fliegen. Zwischen durch verjage ich die Tauben. Dazu bin ich als Mieterin verpflichtet. Eine Taubenzucht darf hier nicht entstehen. Aber der Buntspecht kommt wieder! Und der große schwarze Krähenvogel. Aber meistens sind es die Meisen. Sie tanzen ihre Tänze, kommen alleine, zu zweit, zu dritt oder im Schwarm.
Sie fliegen in den Sonnenuntergang. Sie haben etwas zu erledigen.
Geduld, Geduld, Geduld. Ich fühle mich abgehängt und ungerecht behandelt. Ein Schmollkind, das über den Verstand nicht mehr zu erreichen ist. Zurück geworfen auf irgendein diffuses, dunkles Gefühlchaos.
Angst. Panik. Zorn vielleicht auch. Dann wieder ist mir für Stunden alles scheißegal. Dabei war das von Anfang an klar: Mir gelingt es doch nicht mal an einer vollen Theke ein Bier zu bestellen. Wieso sollte das jetzt beim Impfen anders sein?
Sturmtief in Aktion. Der Wind braust um die Häuser und schüttelt die Bäume kräftig durch.
Heute verstand ich endlich, warum der riesige schwarze Krähenvogel sich immer auf meinem Balkon setzt und sich reckt und streckt. Er geht an die gefüllt Kokusnuss! Vom Küchenfenster aus konnte ich die nie sehen, deshalb entging mir der banale Grund für den regelmäßigen Auftritt mit erhebender Pose.