Journal12092022
Der Mond scheint golden in mein Zimmer. Aufgeplustert als wollte er gleich schwimmen gehen.
Fotografiere ich ihn, bleibt nur ein kleiner heller Punkt. Alle Illusion dahin.
Der Mond scheint golden in mein Zimmer. Aufgeplustert als wollte er gleich schwimmen gehen.
Fotografiere ich ihn, bleibt nur ein kleiner heller Punkt. Alle Illusion dahin.
Nachdenklich im Ostpark
Von Tag zu Tag leben. Die Schwäche annehmen. Das Licht noch nicht aus den Augen verlieren.
Es geht mir noch nicht gut. Langsam begreife ich, was im Vorfeld schon zu erahnen war. Ich falle durch die medizinischen Behandlungsritzen. Allerdings schneller, als ich es mir vorstellen konnte.
Wie viele andere Menschen werde ich nun lernen müssen, mit einer schmerzhaften und stark einschränkenden Krankheit leben zu müssen, die nicht lukrativ für die Behandlung ist. Wie ein Gespenst wandle ich durch den Dschungel Gesundheitssystem.
Vier neue Termine, keiner macht Mut.
Eine Fee traf ich im Traum
warf ihr alle meine Wünsche
kräftig an den Kopf.
Sie lachte nur laut.
Sagte: Lass dass mal.
Im nächsten Traum
wird alles anders.
Ja: Mit Bedacht. So endet der letzte Blogeintrag.
Mit Bedacht. Dabei bin ich so bedächtig, dass sich dafür kaum noch eine Steigerung finden lässt. Alles wird von mir bedacht. Grundsätzlich und immer. Von allen Seiten und aus jeder Perspektive. Wollte ich mit wirklich selbst Ratschläge geben, dann müssten sie eher in eine andere Richtung gehen. Aber ich glaube ja an den eingängigen Satz, dass Ratschläge Schläge sind. Von daher sind sie in den seltensten Fällen angebracht.
Jedenfalls taste ich mich durch den Tag. Vorsichtig auf mich achtend. So gut ich das eben kann.
Das Warten und Bangen ist beendet. Aus der übergroßen Last ist eine mittlere geworden. Eine, die ich tragen kann.
Ich bin gleichzeitig erleichtert und gewarnt. Möchte tausend Pläne schmieden. Nun ja, vielleicht nicht tausend, aber die in der Zeit des Luftanhaltens aufgeschobenen Pläne, die möchte ich gern schmieden.
Mit Bedacht.
Unangenehme Arbeitsträume, die mich durchschütteln und packen. In der Nacht bin ich wehrlos und ausgeliefert. Die Angst zeigt vielfältige Maskerade.
Am Morgen dauert es lange, bis ich mich tröste.
einigeln
stacheliges Schneckenhaus
explosionsgefährdet
mit Glitzer gepudert
ein Heim für mich
Niemand bleibt unversehrt. Alles Lebendige ist verletzlich.
Jetzt lebe ich eine weitere Woche zwischen den Welten. Zwischen den Weichen.
Am Tag nach der Operation ging es mir am Besten. Wahrscheinlich waren die Narkosmedikamente wirklich so beflügelnd wie von der Narkosepflegerin angepriesen. Danach ließen meine Kräfte nach. Ich war heilfroh, dass ich die ganze Bürokratie sofort hinter mich gebracht hatte, denn ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Ein seltsames Gefühl. Alle mentale Energie ausgelaufen. Wer bin ich ohne mentale Kraft?
Ich beobachte meine Wunden. Nicht mit Misstrauen, aber mit Distanz.
Nur nicht zu nahe kommen, nicht aus Versehen in der Weiche verheddern.
Nachts schlafe ich schlecht. Stundenlang liege ich wach, bis ich in eine schwarze Schlafgrube falle. Ich träume nicht.
Ich warte. Ich hoffe, ich bange.
Eingeschlafen und wieder aufgewacht.
Ein mittiges Loch in den lädierten Körper gestanzt.
Geduld. Einfach weiter gedulden.