Kleiner Wasserzauber
Ich dreh den rosa Regenschirm
unter den Tropfen
schnurrt das Leben
brummt die Zeit
schleudert alte Träume durch die Nacht
Ich dreh den rosa Regenschirm
unter den Tropfen
schnurrt das Leben
brummt die Zeit
schleudert alte Träume durch die Nacht
Ich mache es wie angekündigt und taste mich Wort um Wort weiter in diesem Blog. Noch nie ist es mir so schwer gefallen, weiter zu schreiben. Etwas lastet schwer auf mir und flüstert mir tief in die Seele: Lass es sein! Sei still! Gib nichts von dir preis! Mach dich nicht verwundbar! Sei ganz, ganz leise.
Es ist eine verführerische Stimme. Sie klingt sanft und beruhigend.
Aber mein Kopf weiß: Das ist keine Freundin, die zu mir spricht.
Es ist eine toxische Stimme, die es ganz und gar nicht gut meint.
Deshalb schreibe ich kurz und sehe der Sonne beim Aufgehen zu.
Habt einen guten Tag!
Ressourcen gut einteilen ist immer noch mein wichtigstes Tagesziel. Sorgsam und behutsam mit mir umgehen. Nicht gleich in Panik verfallen. Hab eine weitere Stelle entdeckt, die mir Probleme bereiten könnte. Unwahrscheinlich mitten in der Cortison-Phase. Dennoch beängstigend.
Hier in der Sammelmappe dreht sich aktuell alles um mich und meine Gesundheit, weil das das Thema mit der Freigabe für die Öffentlichkeit ist. Die anderen Lasten drücken anonym und unbeschreibbar auf meine Schultern. Da zieht sich etwas zusammen. Dunkle Wolken am Horizont. Sie werden lange nicht wegziehen.
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Es fällt mir so schwer wie noch nie seit ich mit dem Bloggen begann, hier weiterzuschreiben. Obwohl ich eine begnadete Jammererin bin und ernsthaft daran glaube, dass es wichtig und richtig ist, Jammer und Wehklagen zu zelebrieren, damit daraus neue Kraft entsteht, verzarge ich doch ab und zu beim Posten. Zu gerne möchte ich manchmal einen positiven Akzent setzen. Etwas Licht für die Mitlesenden anzünden. Etwas Glitter über das Düstere ausstreuen.
Aber dazu ist dieser Platz im Netz nicht da. Also lasse ich es und taste mich weiter Wort für Wort.
Müde. Unendlich müde und erschöpft. Ich hangle mich kriechend durch meinen Alltag. Symbolisch gesehen natürlich. Sorgsam kratze ich ein paar Ressourcen-Krümel zusammen und krieche weiter.
Am Horizont ein Untersuchungstermin, der weiterhelfen könnte.
Es wird schon werden. Irgendwie.
Und morgen mache ich etwas Schönes.
An den Tod und an das Sterben denken. Die fortschreitende Demenz bereitet Qualen und unerlaubte Gedanken schwirren durch meinen Kopf wie Irrlichter. Wir wissen nicht, was morgen kommt. Wie die nächste Woche wird. Nur die Richtung ist klar. Zerstörerisch. Destruktiv. Die Zeit der kreativen Wortfindungen und überraschenden gemeinsamen Momente emotionaler Verbindungen sind längst vorbei. Übrig bleibt harte, diffizile, professionelle Pflegearbeit. Ich gerate in die zweite Reihe. Führe ein Pflegesekretariat mit gigantischem Umfang, kümmere mich um die seelische Stabilität derjenigen, die in der erste Reihe stehe. Stehe als Kommunikatsschnittstelle zur Verfügung.
Beziehungsarbeit ohne direkte emotionale Rückmeldungen. Als wäre ich eine Beziehungs-KI. Ein körper- und seelenloses Wesen. Ein einfaches, kleines, schwarze Loch in einer der Millionen Pflegehöllen, die es aktuell gibt.
Krankheitszustand: Diffus.
Eigentlich immer noch schwach, gepaart mit einem nörglerischen Unwillen mit dieser Schwäche zu leben. Keine gute Kombination für eine stabile Genesung. Ich denke und denke und suche den Ausweg. Verwerfe dann meine anmassenden Wünsche und versuche es mit einer halben Stunde Demut.
Es sieht nicht so aus als käme von der medizinischen Seite noch Unterstützung. Im Moment beschreiben Frasen wie „es ist kein Sprint sondern ein Marathon“ die Situation und alleine das macht mich schon wieder wütend.
Was weiß ich denn eigentlich über mich? Und wenn ich etwas über mich wusste, was ist es denn jetzt noch wert?
Als Befreiungsschlag fasse ich einen Entschluss und plane die nächsten drei Wochen durch.
Ein Plan, mein Plan. Fast so etwas wie ein Fünkchen Hoffnung am Horizont.
Kein Termin, immer noch schwach, gebeutelt von den Nebenwirkungen. Leicht verstimmt und trotzdem nehme ich das winzige Licht am Horizont wahr und hoffe inständig, dass da ein Weg ist.
Bestimmt.
Irgendwo.
Wird schon werden.
Es geht mir nicht gut. Ich fühle mich schwach.
Knötchenflechtenblüte-Hochsaison.
Mir blüht da was im Mund.
Aber wenigstens hat die Krankheit einen poetischen Namen.
Nun ja. Jetzt folgt die nächste Eskalationsstufe: Die Ambulanz der Uniklinik Haut. Keine Ahnung, wie lange ich auf einen Termin warten muss. Die Telefonnummer ist nur noch dazu da, um auf das gut versteckte Online-Formular aufmerksam zu machen. „Sie können keine Nachricht hinterlassen.“ Das Onlineformular ist dazu da, um auszusortieren und die übrigbleibenden zu vertrösten: „Wir rufen sie irgend wann zurück. Es kann dauern.“ Keine E-Mail, keine Nachricht. Einfach das Gefühl, dass irgendwann, wenn ich auf Toilette sitze oder unter der Dusche stehe, der Anruf kommt und ich ihn verpasse und ich im schwarzen Loch der Terminvereinbarungen verschwinde.
(Es ist unklar, ob sie mir wirklich weiterhelfen können. Aber meine Hoffnung blüht mit den Lichen Ruber um die Wette.)
Vor elf Jahren hab ich mich an diesem Tag sehr auf ein Blogger*innen-Treffen in Frankfurt im Café Nussknacker gefreut. Eine tolle Erinnerung!
Ansonsten geht es mir heute weniger gut, da mir die Kortison-Salbe wieder Durchfall beschert und ich nicht clever genug war, vorzusorgen. Chronisch krank zu sein, muss eine erst mal richtig lernen und mir passieren dabei immer noch Anfängerinnenfehler. Zum Ausgleich ist meine Laune besser. Meine innere Stimmung sieht nicht immer gleich die nächste Katastrophe um die Ecke kommen. Das ist eine Erleichterung. Reicht ja, wenn ich erst hinter jeder dritten Ecke die Katastrophe vermute.
Hab ich schon geschrieben, dass ich Abends stundenlang TikTok schaue? Das hat mich sogar dazu gebracht, dass ich mir die Teenie-Serie Wednesday mit Jenna Ortega ansah. Sie war zwar etwas fremd für mich, aber ich verstehe gut, warum sie bei Jugendlichen so gut ankommt. Und überhaupt: die gehäkelten Klamotten! Eine Freude für das Auge.
Einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Liebe wünsche ich euch.
Vergesst nicht Liebe und Friedfertigkeit in diese Welt zu schütten!
Wenn dann das Schicksal noch etwas Hirn vom Himmel regnen lässt, dann kann das noch was werden mit dem Jahr 2023.
Alles Gute für Euch!