Heute morgen durch den bedrückend leeren Frankfurter Hauptbahnhof gelaufen.
Keine Züge, keine Pendler*innen, keine gestrandeten Reisenden. Was dann noch übrig bleibt vom großen bewegten Bahnhofswimmelbild sind Elend, Armut, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit. Schmutz und Aggression. Krankheit und Hoffnungslosigkeit. Sichtbarer noch als sonst. Hilfsbedürftiger. Es fallen weniger Flaschen, Essensreste und Almosen an.
Ich hab (noch) kein Abo bei Krautreporter, deshalb kann ich keinen Artikel weiterschenken. Ich habe mich für die Unterstützung der Riffreporter, 54Books und von zwei Newsletter entschieden und bin noch am Überlegen, wie viele unabhängige Medien ich realistisch regelmäßig unterstützen kann.
Der zweite ungeplante Termin mit einer Vertretungs-Ärztin in dieser Woche. Zwei weitere schiebe ich auf, weil ich nicht zu den Vertretungen gehen möchte und es für besser halte, dass ich diese Angelegenheiten in den gewohnten Umgebungen bespreche. Wenn ich daran denke, wie lange ich früher zögerte, bis ich in eine medizinische Praxis ging, ist das schon bemerkenswert.
Groß helfen können sie alle nicht. Aber im Kleinen dann doch. Ich erfahre immer wieder etwas Neues über den Ausbruch des Lichen Ruber und den Umgang mit ihm. Oder den Umgang mit dem Kortison. Mein Körper und meine Seele sind leider empfindlicher geworden. Ein Nährboden für Pilze, Bakterien und Viren auf der körperlichen Seite. Gefühlsschwankungen, Panikzustände, Lethargie und Erschöpfung auf der seelischen Seite. Eine anstrengende Mischung.
Aber ich gehe akribisch vor, Schritt für Schritt, Termin für Termin. Alles was dieses Gesundheitssystem zu bieten hat, schaue ich mir an. Jeder Meinung höre ich gut zu. Überraschender Weise widersprechen sich die Aussagen zur Krankheit kaum. Sie beleuchten jeweils unterschiedliche medizinische Blickwickel und ihr Wissen überschneidet sich nur wenig, aber wirklich widersprüchliche Aussagen wie sie zum Beispiel bei Periodenschmerzen, Athroseerkrankungen oder bei der Schmerzbehandlung oft erfolgen, sind mir noch nicht begegnet.
Ich lerne die Krankheit von Tag zu Tag besser kennen und nehme sehr stark wahr, dass mich diese Krankheit auch von Tag zu Tag verändert. Das ist der Teil, den ich nicht mag: Ich wäre gerne unveränderlich.
Sie ist schon im Januar dieses Jahrs gestorben und viele Menschen werden sie und ihr kleines Hotel und das Café Nussknacker vermissen. Diese beiden idyllischen Orte mitten im Frankfurter Bahnhofsviertel
War im Museum und wurde gefühlt von allen Mitarbeiterinnen angeschi*en.
An der Info im Foyer, weil ich unsicher war, wo ich mich mit meiner Museumufercard anstellen sollte. An der Garderobe, weil ich den falschen (von der Info-Mitarbeiter*in angezeigten) Eingang nahm, beim Scannen meines Tickets, weil ich im Treppenhaus vor dem Eingang in der kleinen Menschenansammlung die Mitarbeiterin übersah und dachte, die Ticketkontrolle sei an der Tür zum Eingang in die Ausstellung und dann noch einmal, weil ich in der vollen Ausstellung beim Ausweichen auf eine weiße Linie gelaufen bin.
Hab mich dann umgedreht, ein Selfie vor einem der Schießbilder gemacht und bin gegangen.
Bildbeschreibung: Claudia mit Mütze, Brille und Maske nur halb im Bild, im Hintergrund ein Ausschnitt aus einem Bild von Niki de Saint Phalle
Professionelles Kopfschütteln gehört mittlerweile zu meiner Tätigkeitsbeschreibung. Wobei es sich bei diesem Kopfschütteln nicht um ein gewöhnliches Verneinungs-Kopfschütteln handelt, sondern um ein zwanghaftes Unverständlichkeits-Kopfschütteln.
Kann sein, dass hier umfänglich am SNAFU*-Prinzip gearbeitet wird.
*SNAFU: Situation Normal, All Fucked Up
Es besagt, dass innerhalb von Hierarchien Vorgesetzte und Untergebene einander wichtige Informationen gezielt vorenthalten, wodurch früher oder später ein totales Chaos entsteht (Situation Normal, All Fucked Up). Die Absicht der Vorgesetzten ist es dabei, einen Informationsvorsprung vor ihren Untergebenen zu behalten, während die Untergebenen, um Schwierigkeiten zu vermeiden, ihre eigenen Fehler und teilweise auch ihre Inkompetenz verschleiern wollen, oder aus gleichen Gründen kein ehrliches Feedback auf Fehler und Inkompetenz der Vorgesetzten geben. Die unreflektierte Anwendung des SNAFU-Prinzips ist also die Ursache des Zustandes SNAFU und somit Folge von Inkompetenz in der Sache und im Umgang mit der Inkompetenz.