Ich bin immer noch auf der Suche nach Lebensenergie. Mit dem bisschen, das ich habe, haushalte ich geizig. Die Arbeit nimmt sich wie immer mehr als ihr zusteht. Die Gesundheitsfürsorge schnappt sich den Rest.
Bildbeschreibung: Claudia mit schwarzer Schirmmütze und verdunkelter Brille im türkisfarbenen Pullover im Freien.
Aber auch daran gewöhnen wir uns. Jetzt gibt es Timelines für zwei Kriege und die faschistischen, offen antisemitischen Parteien kommen so richtig ins Rollen.
Vor kurzem habe ich das Video von Marina Weisband gesehen, in dem sie erklärt, warum sie sich öffentlich nicht mehr zum Ukraine-Krieg äußert. Das kann ich so gut verstehen. Alles kommt genauso wie vorhergesagt. Die Kriege, der Terror, die Klimakatastrophe.
Es macht so müde, jede Vorhersage immer auf den Punkt eintreten zu sehen. Das war während der Pandemie gespenstig und jetzt ist es das noch mehr.
Sonja kommentiert, ich sei geübt im Umgang mit mir selbst. Die Ärztin sieht das anders. Es gibt Nachholbedarf und ich weiß nicht so recht, wie ich damit beginnen soll.
Letztendlich entscheide ich mich dafür, es so anzugehen, wie ich andere Dinge angehe, die mir wichtig sind und für die ich stehe. Ich plane. Ich priorisiere. Ich trage Termine in meinen Kalender ein. Lege Ziele fest: Alle Impfungen, alle Vorsorgeuntersuchungen, jedes körperliche Sympoton wird medizinisch verfolgt.
Es kommt mir sehr aufwändig vor. Kompliziert. Zeitintensiv.
Viel lieber möchte ich einfach warten, bis die Zeit verfliegt und die Gesundheit wieder kommt. Sich die Krankheiten im Nichts auflösen. In der Welt verschwinden.
Aber ich sehe es ein. Der Kinderwunderglaube hilft hier nicht weiter. Gesundheit heißt Verantwortung übernehmen und sich selbst wichtig zu nehmen.
Langsam geht es wieder aufwärts. Ich genieße das Gefühl, wenn die Energie wieder fließt. Noch nicht ganz rund, aber so dass ich Land sehe. Die Infektion hat mich doch ziemlich gebeutelt.
Aber jetzt habe ich zaghaft Urlaubspläne gemacht. Und mir selbst versprochen, dass ich es behutsamer angehen werde.
Bildbeschreibung: Portrait von Claudia im Freien mit schwarzer Schirmmütze und verdunkelter Brille
Immer noch angeschlagen. Mich hat es ziemlich heftig erwischt. Hoffe sehr, dass es jetzt Tag für Tag aufwärts geht.
Gestern abend hab ich auf TikTok mein Hochzeitskleid aus dem Jahr 1981 gefunden. In meiner Erinnerung war das Kleid tausendundein Mal schöner. Fotos von der Hochzeit gab es keine. Für bürgerliche Konventionen dieser Art, hatten wir keinen besonderen Sinn.
Ein weiterer 30 Grad Tag im September. Der erhoffte Regen samt Gewitter kommt erst nach 20 Uhr. Ich japse mich durch den Tag. Wenn ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit mache, ist es noch stockdunkel. Jetzt fängt das schon wieder an!
Es ist langweilig und beschämend über diese andauernde Erschöpfung zu schreiben. Ich fühle mich wie ausgespuckt. Ins Räderwerk einer Maschinerie geraten und durchgemahlen.
Ich mache es wie früher und schreibe einen Eintrag in die Sammelmappe, um mich meines Selbst zu vergewissern.
Wie lange ich das noch tue weiß ich nicht. Hab in der letzten Zeit öfters daran gedacht, die Sammelmappe ausklingen zu lassen. Ich bin keine, die einfach immer nur weitermacht, um des Weitermachen Willens. Manchmal beende ich Situationen oder Gewohnheiten auch bewusst. Nichts ist öder als Rituale, die leer fortgeführt werden, weil sie irgendwann mal hilfreich und anregend waren. Wenn die Welt sich weiterdreht, dann kann ich mich mitdrehen oder es sein lassen. Wenigstens in dieser Hinsicht bin ich frei.
Während ich mühsam versuchte im Angesichts des erhabenen Mondes die Balance zu halten, um das Foto zu machen, begoss mich die Nachbarin von oben mit einem kräftigem Guss aus ihrer Gießkanne.
Literarisches Erschöpfungsblog könnte der Untertitel der Sammelmappe in dieser Zeit auch lauten. Meine Erschöpfung nimmt ein episches Ausmass an. Gemessen wird mit einer nach oberen Skala. Ich dämmere an meinem freien Nachmittag dahin und nur mein Unterbewusstsein vernimmt die Stimmen und die Musik, die vom nahen Stadium kommen. Der Sommer ist so gut wie vorbei. Selbst die etwas höher angesagten Temperaturen der nächsten Tage ändern da nichts dran. Wenn ich morgens ins Büro hineingehe, ist die Straßenbeleuchtung schon an. Die Tage werden deutlich kürzer und ich werde müder.
Die Erschöpfung dringt durch und durch.
Im Augenblick hilft nur mich meinem Erschöpfungsschicksal ergeben.