On the move
Oliver Sacks war Professor für Neurologie und ist im letzten Jahr gestorben. Früher hat er Bücher über Patienten als Fallgeschichten geschrieben. Kurz vor seinem Tod spülte mir Twitter eine Kolumne von ihm in meine Timeline, die ich so anrührend fand, dass ich seine Autobiografie beim letzten Büchereibesuch mitnahm.
Inhaltlich wurde ich überrascht, denn ich wusste vorher nicht, dass er schwul war. Die Beschreibungen vom Umgang mit Homosexualität in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und die Auswirkungen auf sein Leben machten mich sehr betroffen. Ebenso die Selbstbeschreibung zu seiner Persönlichkeit, die extrem zwischen Introvertiertheit und Exotrovertiert hin und her pendelte.
Trotzdem ist diesem Buch eine große Distanz anzumerken. Ich hatte oft das Gefühl: dies oder jenes hätte ich gern ein bisschen genauer gewusst oder anders beleuchtet.
Enttäuscht hat mich auch, dass jemand, der so im Schreiben aufgeht, es nicht schafft, diesem Buch einen durchgehende Klang zu geben. Eine Stimme, die durch dieses Leben führt. In der zweiten Hälfte ist diese Zusammenhanglosigkeit besonders zu spüren. Da werden berufliche Fakten und Anlässe aufgezählt und das starke Ego ist deutlich zu hören und es ist deutlich zu spüren, dass es Streicheleinheiten braucht. Verständlich, aber langweilig für die Leserin.
Ich gebe dem Buch trotzdem vier Sterne, weil die erste Hälfte des Buches für mich so überwältigend war.