Ohne Job
45% der jungen Menschen ohne Job. Ich frage mich, wie das die Politik zulassen kann.
Ich frage mich, wie das die Elterngeneration zu lassen kann?
Ich frage mich, wie eine Gesellschaft, verkraften kann, dass ihre jungen Menschen nicht erwachsen werden können.
Dass sie keine Verantwortung übernehmen können?
Ich frage mich: Was soll aus diesen jungen Menschen werden?
Es ist an der Zeit, den Kapitalismus zur Seite zu legen und zu einer sozialen Gemeinschaft zu finden.
Eine Gemeinschaft zum Leben – nicht zum Aussortieren.
Da hat der Ulf heute was gebloggt. Das passt ganz genau dazu.
Dieser Kapitalismus ist so tödlich und so lebensfeindlich wie nur was. Und verlogen, dass man nur so kotzen könnte und nicht mehr aufhören möchte.
Danke für den Beitrag. Weil ich in derzeit viel an Schulen unterwegs bin, geht mir gerade durch den Kopf, wie das Bildungswesen auf die gesellschaftliche Veränderung reagieren sollte. Wenn im privaten und im öffentlichen Bereich ständig Stellen abgebaut werden, „strebt“ der Bestand an Beschäftigten zwar nicht gegen null, aber jedenfalls gegen eine bestimmte Schwelle, die sehr viel niedriger liegen wird als alles, was wir bis jetzt kennengelernt haben. Es wird weniger normal als bisher, „beschäftigt“ zu sein. Etwas tun zu können, woraus man ein ausreichendes Einkommen erzielt.
Ich denke, die einseitige Ausrichtung des Lebens auf den Beruf muß aufhören, und das muß auch in der Schule anfangen, darauf muß man vorbereiten. Sonst wird schon sehr bald die Mehrheit der Menschen mit ihrem Leben überhaupt nicht mehr klarkommen. Psychische Erkrankungen nehmen ja schon seit langem zu, darauf muß man reagieren.
Danke für den Link, Violine.
In der Schule wird im Moment noch so getan, als müssten sich die Schülerinnen und Schüler nur gut genug vorbereiten, dann wären sie schon bei den Gewinnern. Denn dass es Gewinner und Verlierer gibt, das lernen sie auch in der Schule.
Die gute Vorbereitung, die angestrebt wird, besteht nicht nur aus guten Noten, sondern vor allem auch in der totalen Anpassung. Bloss nicht auffallen und immer mit dem Strom schwimmen, damit, der Lebenslauf keinen Fleck kriegt. Zum Schluss sind sie dann traumatisiert, weil sie trotz all der Anpassung und Leistung dort stehen, wo sie nie stehen wollten.
Schlimm ist ja die Haltung der Politik, auf die Rausgefallenen – also die ohne Arbeit – einzuknüppeln.
Das erzeugt eine Haltung der Angst unter denen, die Arbeit haben, ihren Job zu verlieren. Wer will schon ausgestossen sein? So wird auch die Solidarität unter den Menschen abgebaut.
Und die ohne Arbeit kommen sich wertlos vor. Haben aufgegeben.
Oder noch so eine Haltung in der Politik: Wenn nur die Bewerbungsmappe stimmt, dann läuft schon alles von allein.
So ein Irrsinn! Verlogen ohne Ende.
„Die Politik“ könnte das aber nicht machen, wenn es die Wähler nicht auch glauben würden, denn die Politiker sind opportunistisch. Der Stammtisch regiert, die Bild-Zeitung führt Regie, und gerade diejenigen, die es besser wissen, gehen kaum noch zur Wahl. Je ärmer, desto wahl-abstinenter, darauf hat jüngst Erhard Eppler hingewiesen. Steuergesetze werden innerhalb von Wochen oder Monaten geändert, Hartz IV brauchte mehr als ein Jahr – und wackelt immer noch und bringt den Betroffenen gar nichts. Kaum kommt ein bißchen mehr Geld herein, wird sofort über Steuersenkungen nachgedacht, obwohl immer weniger überhaupt noch Einkommensteuer zahlen.
Und ja, die Schule emuliert mit ihrer inszenierten Konkurrenz qua Notengebung immer mehr eine bürgerliche Gesellschaft, die es schon lange nicht mehr gibt. Glück, Beziehungen und das Geld der Eltern entscheiden über alles weitere, nicht strahlende Zeugnisse oder unbefleckte Lebensläufe.
[…] Kommentar in der Sammelmappe, 22. Mai 2011. Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter Aelterwerden, Bildung, Grundsicherungsrecht, Meinung, Notiz, Politik. Permalink in die Lesezeichen aufnehmen. ← Stéphane Hessel, Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit im Schauspiel Frankfurt LikeSei der Erste, dem dieser post gefällt. […]