Null-Resonanz

Immer mal wieder schwappt das Thema Resonanz beim Bloggen hoch. Meist geht es um zuwenig Resonanz. Oder darum dass ein engagierter Artikel keine Kommentare erhält. Obwohl es auch die entgegen gesetzte Problematik gibt. Es gibt zuviel Feedback aus einer unerwünschten Richtung. Bei Genderthemen passiert das ganz leicht.

Claudia Klinger hat in ihrem Digital Diary das Thema der mangelnden Resonanz auf das Bloggen aufgegriffen.

Wie ich als Bloggerin überlebe

Das wollte gestern eine Fern-Bekannte per Spontan-Chat von mir wissen. Wie sich schnell heraus stellte, meinte sie es nicht ökonomisch, sondern fragte danach, wie ich ausbleibende Resonanz verkrafte: “Was ist, wenn du etwas schreibst, das dich tief bewegt, und niemand sagt etwas dazu?”

Comments (9)

ClaudiaDezember 13th, 2010 at 18:49

Auch mir geschieht es, das ich Texte veröffentliche, an denen mir viel liegt, und dann sagt keiner was. Aber es gibt so unendlich viele Gründe dafür, die ich von mir selbst auch kenne!
Einer davon ist: Das hier ist so geschrieben, daß ich außer „ja stimmt!“ nichts dazu schreiben kann – und das allein wäre mir zu blöd. Ein anderer: Hier stimme ich nicht ganz zu, könnte bei grundsätzlicher Sympathie noch das ein oder andere einwenden – aber ich habe jetzt einfach keine Lust und keine Zeit, das auszuformulieren.

Ich ertappe mich gelegentlich dabei, sehnsüchtig auf Kommentare zu warten. Aber ich weiß, daß es nicht an mangelndem Interesse liegen muß, wenn keiner kommentiert.

ClaudiaDezember 13th, 2010 at 19:21

Es gibt wirklich sehr unterschiedliche Gründe, warum manche Texte kommentiert werden und andere nicht.
Aber ich glaube, wenn man sich von den Kommentaren abhängig macht, dann ist das auch nicht der richtige Weg. Trotzdem: Bloggen ohne Kommentare, das ist kein richtiges Bloggen für mich.

rittiner & gomezDezember 13th, 2010 at 20:02

fehlen kommentare können verschiedene gründe haben, oft sind beiträge ja auch so gut, dass jeder kommentar die sache nur schlechter machen würde.

umgekehrt sind beiträge oft so simpel, dass locker ein kommentar gesetzt werden kann.

KarinDezember 13th, 2010 at 23:46

Wie wir als BloggerInnen überleben? Mh… In meinem erst dreijährigen Bloggerinnenleben habe ich immer wieder die Plattformen verändert, erweitert, gewechselt. Auch aus Lust an der Spielerei, um andere Blogformate kennen zu lernen. Ich habe Kommentare zugelassen, zeitweise auch beschränkt und deaktiviert. Der Grund für eine Blogveränderung lag dabei vor allem in mir. Es gibt Zeiten, in denen ich mich einigele und Abstand suche, ohne das Schreiben aufzugeben. Dann möchte ich bei mir sein, ganz für mich, aber mit einem Fensterblick nach draußen. Ich lese aus der Ferne bei Dir und anderen mit, ohne zu kommentieren. Irgendwann öffne ich wieder die Tür und trete hinaus, gebe ein Lebenszeichen. Manchmal kommt etwas von anderen zurück, oft nicht. Ich freue mich über meine BlogbesucherInnen, pflege sehr gern über ein Blog hinaus Brief- und Kärtchenkontakte, was mir sehr viel bedeutet. Kommentare aber erwarte ich keine (mehr). Mein häufiger Blogstandortwechsel schreckt sicher auch viele ab, bei mir weiter zu lesen. Und oft frage ich mich, ob ich bei mir selber mitlesen würde…
Die meisten Feedback-Aufruhe erhalte ich zum Lebensdauerthema „Liebe“. Oder aber ich habe öffentlich ein Wort über die Angst verloren, meine Augen- wie meine Herzerkrankung könnten meine Lebensqualität weiter einschränken. Dann frage ich mich wieder, ob ich das eigentlich möchte, wegen physichen Beeinträchtigungen gelesen zu werden…
Ich bin für mich noch nicht durch mit dem Bloggen. Aber ich möchte es nicht missen, auch wenn ich „meine Form“ noch nicht gefunden habe. Vielleicht macht es das gerade aus, die Veränderung, nicht die Vollendung. Wer das ertragen kann, wird mich ein Stück des Weges oder auch länger begleiten, mit und ohne Kommentare. Mit diesem Gedanken versuche ich als Mit-Anderen-und-Für-Sich-Bloggerin zu „überleben“.

SylviaDezember 15th, 2010 at 10:44

“Was ist, wenn du etwas schreibst, das dich tief bewegt, und niemand sagt etwas dazu?”

Vielleicht bewegt es so manche Leserin und Leser auch tief und sie sagen genau aus diesem Grund nichts dazu ? Über etwas zu reden hat manchmal auch ein bissi den Charakter von *etwas von sich geben* hier im wahrsten Sinn des Wortes gemeint, und vielleicht mag man, dass es einfach noch ein wenig bei einem selbst bleibt ?

Ich habe gestern hier ungefähr 100 Mal begonnen einen Kommentar zu schreiben, ihn dann aber immer wieder gelöscht, weil „jedesmal viel zu lang“. Der beitrag hat in mir vieles angestoßen, – das wollt ich nur mal in aller Plattheit gesagt haben 😉

Lieben Gruß von einer ständigen Mitleserin, die oft nur innerlich kommentiert
Sylvia

KarinDezember 15th, 2010 at 11:55

Ja, sorry, Dir und Deinen LeserInnen, dass mein Kommentar „viel zu lang“ ausgefallen ist! Beim nächsten Mal fasse ich mich kurz…
Grüße von Karin

SylviaDezember 15th, 2010 at 12:48

Meiner war auf dem Weg, ein Buch zu werden.

Karin, ich fand deinen Kommentar sehr gut und keinesfalls zu lang. So bin ich dann auch auf deine Seite gekommen, auf der ich dann auch länger verweilt bin und weitere Anstöße entdeckt habe.

ClaudiaDezember 15th, 2010 at 16:32

Zu lang oder zu kurz ist kein Kriterium für einen Kommentar in der Sammelmappe. Nur unfreundliche, unhöfliche Kommentare, die mag ich nicht und entferne sie notfalls auch.

Ada MitsouDezember 16th, 2010 at 16:40

Das ist eine sehr interessante Frage, die aus zwei verschiedenen Perspektiven beantworten möchte:

1. Früher habe ich meine eigenen Texte gebloggt; kleine Geschichten, Gedichte, Gedanken, vereinzelte Sätze… Alles, was mir in den Sinn kam und mich bewegte, habe ich in Texten verarbeitet und online gestellt – um es loszuwerden, aber auch um zu schauen, wie es aus der Welt da draußen zurückschallt. Die Resonanz in Form von Kommentaren war spärlich.
Ich glaube nicht, dass es daran lag, dass zu wenige Leute meine Texte lasen, sondern viel mehr daran, dass man sie gelesen hat und einfach nicht genau wusste, was man dazu sagen sollte, ohne dabei in der Öffentlichkeit zu persönlich zu werden. Statt Kommentare bekam ich hin und wieder Mails, in denen mir die Besucher sagten, was die Texte in ihnen auslösten oder auch nicht. Mir kam es vor, als sollten gerade die bewegenden und berührenden Momente während des Lesens im Verborgenen bleiben, weswegen in der Hinsicht die E-Mail-Funktion weitaus öfter genutzt wurde als die Kommentarfunktion.
Für mich selber waren diese Mails schon wichtig, denn gerade wenn man etwas Emotionales in die Welt ruft, aber keinerlei Antwort zurückkommt, fühlt man sich hier und da ein wenig einsam mit seinen Worten.

2. Nun blogge ich ja weitestgehend über Literatur – ein Thema, das viele Menschen auf der Welt interessiert und leicht für Gesprächsstoff sorgt. Dinge, die mir diesbezüglich im Kopf rumgehen, werden meist kommentiert. Manchmal entstehen dabei anregende Diskussionen, manchmal bleibt es bei vereinzelten Meinungsäußerungen.
Die Rezensionen hingegen werden weniger kommentiert, doch damit kann ich gut leben, weil es eben meine Meinung zu einem Buch ist und Leser sich viele verschiedene dieser Meinungen im Stillen durchlesen, um sich für oder gegen einen Kauf entscheiden zu können.

Beide Arten des Bloggens sind sehr unterschiedlich: Das eine ist intimer, persönlicher und spricht nicht jeden an. Das andere spricht eine große Interessensgemeinschaft an und ebnet den Weg zum Kommentar schneller.

Im Ganzen kann ich als Bloggerin gut ohne viele (nicht ganz ohne) Kommentare überleben. Doch zum Überleben brauche ich auf jeden Fall Resonanz. Das muss nicht in Form von Worten sein, sondern kann sich auch in den Besucherzahlen zeigen oder in der Statistik, indem ich sehe, dass jemand von einer bestimmten Seite regelmäßig vorbeischaut und sich somit an dem, was ich schreibe, interessiert zeigt. Neben einigen anderen Aspekten gibt diese Resonanz meinem Schreiben einen bestimmten Sinn.

Bei den wirklich wichtigen Themen, die mich durchrütteln und bewegen, bevorzuge ich jedoch immer noch den persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht mit Blicken, gesprochenen Worten und Gesten.

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