Meilensteine
Ich denke nach über die letzten 15 Jahre. Wie sie vergangen sind. Wie sie mich verändert haben. Wie ich langsam alt werde.
Ich denke darüber nach wie ich lebe und wie ich leben möchte.
Ziemlich bequem lebte ich in den letzten 15 Jahren. Sehr zurückgezogen und trotzdem nicht einsiedlerisch. In großem Luxus lebte ich. Zwar nicht materiell, aber substantiell. In größtmöglicher Sicherheit und mit dem Komfort, dass ich meinen Lebensrhythmus bis auf die Minute durchtimen konnte. Sobald ich in meinem privaten Umfeld war, verfügte ich über jede Minute Leben. Musste mit niemanden und nichts teilen. Mich nur ab und zu entscheiden, welche Prioritäten mir am wichtigsten waren. Der reinste Luxus, wenn ich mein Umfeld beobachte. Die wenigsten Menschen können so frei über ihre Zeit verfügen. Frauen sind da insgesamt meist sogar noch schlechter dran als Männer.
Ich bin mittlerweile verwöhnt wie die Prinzessin auf der Erbse durch dieses Privileg. Wenn mir eine Person oder ein Umstand Zeit stiehlt reagiere ich allergisch. Sympathisch ist das nicht.
Zweimal innerhalb von einer Woche wäre es beinahe vorbei gewesen mit dem selbstbestimmten Privatleben. Auch ich habe kein Abo drauf.
Vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt in dieser Hinsicht mal etwas zu ändern.
Ich denke darüber nach.
In einer Infratest-Umfrage im Dezember 2012 gaben 50% der Befragten an, lieber den Freitod wählen zu wollen anstatt in ein Pflegeheim zu gehen.
Kann ich gut verstehen. Nach einem Leben, wie du es beschreibst, umso mehr. Meine Großtante lebte zeitlebens alleine und war praktisch nie krank. Mit 90 kam sie mit unklarer Diagnose (was am Magen…) ins Krankenhaus. Ihre Nachbarin, die für sie allerlei Erledigungen besorgt hatte, teilte mit, dass die aufgrund eigenen Alters nicht mehr könne. Meine Tante erfuhr, dass sie nicht zurück nach hause kommen würde, sondern in ein Heim müsse. Binnen 24 Stunden ist sie dann lieber gestorben.