Magersucht ist tödlich

Magersucht ist eine Krankheit, die mich graut. Da ist kein Virus im Spiel und keine schicksalshafte Zellteilung. Nur das eigene Bedürfnis zu kontrollieren. Die Psyche halt. Aber wozu die Psyche bei anderen Krankheiten eine enorme Energie aufwenden muss, das läuft bei der Anorexie am Anfang fast nebenbei ab. Einfach über die Nahrungsaufnahme. Bzw. über die Nicht-Nahrungsaufnahme. Und irgendwann ist kein Entrinnen mehr möglich. Da hilft der Wunsch weiterzuleben nicht mehr. Die Krankheit ist übermächtig und führt nur noch auf das eine Gleis. Hartnäckig. Unentrinnbar.

Die Wissenschaft tut sich schwer damit, alle Zusammenhänge der Ernährung des Menschens aufzuklären. Oberflächlich betrachtet, die einfachste Sache der Welt: Ich esse, wenn ich Hunger habe. Aber so einfach ist das nicht. Wir essen nicht nur wenn wir Hunger haben. Wir essen in der Gemeinschaft, aus Sinnlichkeit, weil wir uns erinnern. Wir essen aus schlechter Laune, aus Frust, aus Gedankenlosigkeit. Wir essen, weil dann wunderbare Hormone ausgeschüttet werden. Wir essen und essen und essen.

Oder wir essen eben nicht. Weil wir krank sind, weil wir kontrollieren wollen, weil wir eine Geisel der eigenen Psyche sind.
Die Natur hatte es nicht einfach mit uns Menschen. Zuerst musste sie uns beibringen, dass wir immer weiteressen, wenn es etwas Essbares in unserer Umgebung gab, dann musste sie uns bei bringen, dass Angst und Furcht uns schnell und blitzartig vom Essen abbringt. Das ist ihr gut gelungen. Perfekt.
Nur jetzt haben wir ein anderes Problem. Viele andere Probleme.

Comments (3)

ClaudiaDezember 30th, 2010 at 12:24

Ein schon etwas älteres, aber immer noch eindrucksvolles Video über die Selbstwahrnehmung Anorexia-Kranker:
http://www.metacafe.com/watch/461590/anorexia_bulimia_contact/

Hoffen wir, daß Isabelle Caros Tod und auch das erschreckende Photo wenigstens einige Leute vom Schlankheitswahn abhält bzw. Kranke umdenken läßt.

johannaDezember 30th, 2010 at 12:52

Essstörungen finde ich auch extrem unheimlich…. und zwar nicht einmal so sehr das Untergewicht, sondern vor allem den Kontrollzwang, der sich meistens noch auf das Essverhalten der Mitmenschen ausweitet.
Ganz furchtbar. Und es ist so schade um die Menschen und die Zeit und die Energie. Und das Thema Nahrung ist ja leider ein überlebenswichtiges, das bleibt das ganze Leben.

SammelmappeDezember 30th, 2010 at 14:39

Ja, das ist sehr unheimlich. Zu mal zwar am Anfang die Kontrolle steht, aber später hat nur noch einer die Kontrolle: Die Krankheit.

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