leiser
Wie so oft in meinem Leben reagiere ich auch auf die derzeitige politische Situation ganzheitlich.
Das Mimosenseelchen zieht sich zurück und leckt ihre Wunden.
Es ist laut da draußen. Sehr laut.
Schreist du, dann schreie ich lauter. So will es das Ritual. Niemand möchte ungehört bleiben.
Laut. Stolz. Auf der richtigen Seite sein. Das ist gerade sehr wichtig da draußen. Aufrecht stehen. Ausrufezeichen. Appelle.
Gewaltfreiheit ist nicht länger Konsens. Vielleicht war es das noch nie und ich habe es nicht bemerkt.
Es ist laut da draußen und ich verstehe, dass das für einige Menschen auch so sein muss. Dass sie gehört und gesehen werden wollen. Dass sie die Hoffnung haben, dass die Welt sich wieder verändert, wenn sie als letzte und am lautesten ihre Wahrheit, ihre Meinung und ihre Überzeugung in den Kampf geschrien haben.
In der Realität des Kindergartens wird dieser Kampf von einer höheren Macht beendet. In unserer Realität verfügt das böse Kind über fiese Spielzeugwaffen.
Je lauter es draußen ist, desto mehr Stille brauche ich.
Mir tut es körperlich weh, die wenigen Nachrichten aus der Weltpolitik zu ertragen, die ich an mich ran lasse.
Mein Intellekt weiß ganz genau, was da gerade passiert. Er weiß auch um das große Privileg der vergangenen Jahre. Geboren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein kleines Raum-Zeit-Fenster für Leben ohne Kriegsbedrohung und Hunger.
Mein Körper und meine Seele trauern. Sie müssen den Abschied von einer Epoche verkraften. Nicht dass ich keine Hoffnung hätte – nein, das kann ich so nicht sagen.
Aber die Hoffnung, die hat im Moment hier noch keinen Platz.
Zuerst gilt es Abschied zu nehmen.
Mit stiller Dankbarkeit lese ich deine Worte, die sehr viel von dem sagen, was ich fühle. Danke.
Liebe Grüße an dich!