Lauf, Mäuschen lauf
5:30 in der Frühe
Schon von weitem sehe ich sie huschen. “Das ist bestimmt keine Maus,“ sage ich mir aufmunternd. In hundert Fällen ist es nur einmal eine Maus, sonst eher ein Blatt oder etwas, das der Wind vor sich herträgt. Aber sie huscht wieder zurück, dann wieder hin.
Ich gehe immer langsamer in der Hoffnung, dass sie die grosse Bedrohung erkennt, die sich ihr nähert. Deckung! Sie sollte sich lieber Deckung suchen, sich verstecken und mir den Weg freimachen. Aber sie läuft weiter, hin und her über den Gehweg. Sie immer schneller, ich noch langsamer. Sie soll aufhören damit. Ich will jetzt hier vorbei.
Aber ich will auch nicht, dass sie mir über die Füße läuft. Einmal in meinem Leben ist mir das passiert, dass eine Maus über meine Füße lief.
Das war gar nicht gut. Überhaupt nicht.
Keine Ahnung, warum ich in dieser Hinsicht so zimperlich bin.
Mir fällt Franz Kafka ein mit seiner Mäusephobie. Oh, wie ich den verstehen kann!
Aber ich muss da jetzt weitergehen. Das Mäuschen ist außer Rand und Band und bei mir rast der Puls.
Wir kreuzen unsere Wege haarscharf.
Puh, aber ohne Berührung.
So ist es gut, denke ich im Weitergehen.
Keine Grenzüberschreitungen.
Das ist gut.