Langsam
Langsam taue ich auf.
Langsam. so wie ich – die im Zeichen der Schnecke geborene – alles langsam angehe. Langsam und manchmal gründlich. Tiefgründig auch ab und an. Die Erde nähert sich. Von selbst.
Die Basis erdet mich.
Wieder.
Wieder mal.
Endlich wieder.
Langsam taue ich auf.
Das Leben findet mich wieder.
Ich finde die Worte wieder.
Und die Melodien.
Hab ein Gedicht geschrieben.
Zum ersten Mal ein Menschenportrait.
Nicht zum ersten Mal – aber getitelt –
getitelt zum ersten Mal.
Weiß nicht, ob das richtig ist: Menschen zu bedichten.
(Außerhalb des Liebesgedichts)
Seltsame Skrupel.
Trost des Alltagslebens.
Weisst Du, Claudia, mit Deinen Gedichten drückst Du Lebenswirklichkeiten aus, die viele nicht wahrhaben wollen. Das mit der Traurigkeit zum Beispiel. Dass die lähmt.
Ich war heute bei zwei Muttis zu Besuch, die ich aus meiner alten Gemeinde kenne. Man könnte, wenn man die beiden sieht und erlebt, glatt meinen, in dem Laden ist alles in bester Butter. Nur: Dieser Laden nimmt das Leben nicht an. Oder nur zu einem gewissen Teil.
Was die wohl mit Deinen Gedichten machen würden? Einfach ignorieren, nehme ich an.
Einfach ignorieren – du sprichst sehr klar.
So viel Raum würde ich meinen Gedichten nicht geben.
Deine Gedichte haben mich daran erinnert.
Fand das gruselig, wie mir die eine – offensichtlich glücklich – mir ihre Fotobücher der letzten Jahre zeigte, die ihr Mann gemacht hat. Und darauf waren sie alle versammelt, die Kernmitglieder der Gemeinde. Auch Leute, von denen ich weiss, dass man mit ihnen eigentlich überhaupt nicht kann. Aber zugeben würde das niemand, alles happy und lächeln.
Gruselig und befremdlich.
Jeder lebt sein Leben. Pass auf Deins auf! Das ist wichtig.