Kriegs-Talkshow

Die zu Guttenbergs haben ihren Stil verändert, hieß es eben in den Nachrichten. Wenn ich das richtig verstanden habe, kümmern sie sich in der Vorweihnachtszeit rührend um deutsche Soldatinnen und Soldaten in Kundus. Damit denen auch nicht langweilig wird, haben die beiden noch einen Talkmaster mitgebracht. Der Krieg braucht noch ein bisschen Vermarktung, denn irgendwie nehmen die zuhause gar nicht wahr, was dort so alles geleistet wird. Und so ein Krieg ganz ohne Kriegspropaganda, das wissen wir aus der Historie, das ist doch kein richtiger Krieg. Und die zu Guttenbergs machen so viel für ihr Land. Wenn ich nicht so privatsenderscheu wäre, dann hätte ich sie in den letzten Monaten öfters mal erleben können. Aber so musste ich warten, bis mir das öffentlich-rechtliche Fernsehen in den Hauptnachrichten, die zu-Guttenberg-Show vom Kriegsschauplatz ins Wohnzimmer schaltet.

Der Verteidigungsminister zu Guttenberg besucht seine Truppe in Kundus. Doch nicht allein. Die vorweihnachtliche Visite ist Teil einer noch nie dagewesenen Kampagne zur Pflege ihrer eigenen Marke.

Wie keiner seiner Vorgänger arbeitet Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) daran, den unpopulären, zunehmend blutigen und nicht enden wollenden Krieg in Afghanistan in die Mitte des gesellschaftlichen Bewusstseins in Deutschland zu rücken.

(look, mummy. there’s an airplane up in the sky.)

Comments (9)

ClaudiaDezember 13th, 2010 at 19:46

Behaltet euer Blut! Ich will es nicht haben. Will nicht mal die blutigen Handtücher auswaschen, mit denen ihr euch die Hände wäscht.

CatiDezember 14th, 2010 at 11:50

Naja, sicher ist ein bestimmtes Maß an Kritik angebracht. Aber ich finde es immer wieder erstaunlich, worüber man sich immer wieder so aufregen kann … den hype gibt es doch auch erst, seitdem er bei Gottschalk auf der Couch saß.

AndreaDezember 14th, 2010 at 12:04

Da kann ich nur zustimmen!!!

ClaudiaDezember 14th, 2010 at 15:59

@Cati: Krieg und Kriegspropaganda sind schon Themen über die ich mich aufregen kann. Mich wundert nur, dass es Menschen gibt, die sich gar nicht darüber aufregen. Und wer bei G. auch der Couch sitzt – darüber bin ich nicht informiert.

@Andrea: Danke!

[…] kreativer als in meinem letzten Beitrag ist die Kriegs-Talkshow in diesem Blog […]

WildgansDezember 14th, 2010 at 23:05

absurd- das.
demnächst casting-show vor atommüll-lager…
ein feiner mann, sagte heute eine frau im radio, der von G., endlich zeigt mal einer, was unsere jungs dort unten alles leisten- ich fass es nicht.
meine beiden onkel starben mit 21 und 23 im krieg. auf dem soldatenfriedhof in tunis, wo ich des einen grab fand, hatte einer ins gästebuch geschrieben: jungs, das habt ihr gut gemacht.
es ist wahrlich so, dass die welt von unverbesserlichen nur so wimmelt…leider.

eule70Dezember 15th, 2010 at 00:08

Du sprichst mir aus der Seele. Und was die Wildgans von der Frau im Radio sagt, genau das habe ich in meinem Beitrag http://alteeule.blogage.de/entries/2010/12/14/Die-Guttenbergs-in-Afghanistan–nur-Selbstinszenierung (ich weiß immer noch nicht, wie man einen Link in einen Kommentar setzt 🙁 ) gemeint.

SammelmappeDezember 15th, 2010 at 06:04

@Wildgans: die Unverbesserlichen sterben nicht aus, die naiv-unwissenden wie Cati sterben offensichtlich auch nicht aus – nur die Aufrechten, die haben es schwer mit der Vermehrung

@Eule: Ist dir doch gelungen der Kommentar mit Link!

eule70Dezember 16th, 2010 at 00:47

Ja, ich war erstaunt, dass es im Original doch als Link rauskam, nachdem ich die url einfach kopiert hatte. Aber ich wünschte, ich könnte diese langen Links aus meinem Blog einfach unter einem „hier“ verstecken…

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