Journal29102023

Die Uhren wurden zurückgestellt und wenigstens in dieser Hinsicht fühlt sich die Welt wieder stimmig an. Ansonsten bietet sie nicht zu viele Lichtblicke. Zuviel Gräuel. Zuviel Leid. Zuviel Unvernunft.

Ich bin 62 Jahre alt und rücke mir täglich mein Leben zurecht. Vorsichtig und mit so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich. Es ist erstaunlich, wie viel Kraft das Leben kostet. Wie schwer der Alltag sein kann, selbst unter privilegierten Bedingungen. Jetzt wo mein fremdbestimmtes Arbeitsleben dem Ende zu geht, merke ich erst, wie viel Energie ich in das Funktionieren stecken musste. Und nun, wo die Entscheidung zum Ausstieg getroffen ist, steigt der ganze Unmut in mir hoch. Dass diese Arbeit so irre viel von meinem guten Leben mitgenommen hat. Unnötigerweise. Denn die meiste Kraft wurde ja nicht für die bezahlten Tätigkeiten aufgebracht, sondern für das Funktionieren in Strukturen.

Wie auch immer. Ich bin weiter im Überlebensmodus. Im Erholungsmodus. Greife nach jedem Strohhalm und träume mich lebendig.

Comments (3)

piriOktober 29th, 2023 at 10:20

Einen Kommentar mag ich gar nicht schreiben, mich nur freuen von dir gelesen zu haben. Überlebensmodus ist hier auch gepaart mit Zukunftsangst. Ich bin ja nicht allen, muss für drei sorgen und wir wollen do zusammen wohnen bleiben. Kraft kostet das – ich hoffe für dich, dass diese Kraft immer bei dir ist.

Liebe Grüße mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen

SammelmappeOktober 29th, 2023 at 12:37

Ja, du musst jeden Tag für drei sorgen. Das kostet wahrlich Kraft. Alles Liebe für Euch!

BessOktober 30th, 2023 at 12:59

Ich freue mich, von dir zu hören. Ein Weitergehen zu sehen. Eine Entwicklung. Das tut gut. Hohes Lob an dich.
Dass auch die Kraft altersabhängig ist, jedenfalls bei mir, gehört auch zu den Erfahrungen, die erst akzeptiert und regelrecht verinnerlicht werden müssen.
Viele Herbstblätter unterwegs, rascheln auf den Wegen.

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