Journal20062021

Sonntagmorgen 6 Uhr. Ich laufe durch das Viertel und suche die Abkühlung. Der Wind, der über den Hang weht erstaunt mich. Obwohl alle Fenster einschließlich der Balkontür seit 2 Uhr geöffnet waren, spürte ich in der Wohnung keinen Lufthauch.

Der Schrittzähler an meiner Armbanduhr macht sich heute wieder lustig über mich. Ich bin nachsichtig mit ihm, immerhin zeigt mein Handy jeden einzelnen Schritt an. „Du weißt gar nicht, wie nahe Du dran bist, abgelöst zu werden.“

Wohin ich auch laufe, die dienstliche Verärgerung läuft mit. Unnötigerweise. Wie ich sehr gut weiß. Aber ich kann den Ausschaltknopf dazu nicht finden. Die anhaltende Verärgerung macht mir und denen Gegenüber zu schaffen. Um mich ist es schade, um die Gegenüber nicht. Sie besitzen viel Macht und setzen sie gnadenlos ein. Sie rümpfen die Nase und fühlen sich unwohl, weil sie direkte Reaktionen nicht gewohnt. Das Gesetz sieht vor, dass sie meine Reaktionen formal aushalten müssen. Ein paar Minuten Unwohlsein, dass ist alles, was ich zu bieten habe. Davon erlöse ich sie nicht. Trotzdem ist mir der persönliche Preis zu hoch.

So weit kann ich gar nicht laufen, dass ich mir diesen Ärger von der Seele laufe.

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