Journal16032020

Der ungewöhnlichsten Montag meines Arbeitsleben. Seit Freitag hat die Corona-Krise so dermaßen an Fahrt aufgenommen, dass einem schwindlig werden konnte.

Da stehen wir also, wir armen Tröpfe und die Realität pustet uns unsere Wichtigkeit vom hohen Roß.

Eilverfügungen, verbindliche Erlässe. Notbetrieb. Alles wird runtergefahren und ausgesetzt. Von vielen Kolleginnen und Kollegen verabschiede ich mich bis in vier Wochen. Frühestens. Sie packen ihre Sticks und gehen in die Heimarbeit.

Ich erhalte eine Mail, darauf steht ich sei jetzt eine Kontaktperson. Nur eine mittelbare, aber für zwei Tage bin ich auch verbannt. So schnell kann es gehen.

Als ich das Gebäude verlasse, ist es abgesperrt und mit Hinweisen versehen. Die Zeiten sind zu kompliziert, als dass sich jemand traut einfach „geschlossen“ dranzuschreiben.

Auf dem Heimweg komme ich ins schwitzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Zuviel Gepäck und eine dicke Jacke, die mich in der Mittagssonne fast erstickt. Die Lektion habe ich schnell gelernt, wenn ich mich wieder auf den Fußweg mache, darf ich nicht zu viel mit mir herum schleppen. Jedes Gramm zählt. Wie beim Bergsteigen.

Dass an den Bussen vorne Hinweise kleben, sah ich gestern schon. Heute sehe ich, dass sie den vorderen Bereich mit Absperrband verklebt haben.

Den ganzen Nachmittag und am Abend kommen noch dienstliche Mails rein. Nur eine beunruhigt mich, obwohl sie inhaltlich eher nebensächlich ist: Die Personalratswahlen werden wahrscheinlich verschoben. Bis zu einem Jahr sind im Gespräch. Mir wird mulmig, als ich das lese.

Morgens dieser erstaunte Moment, als ich las, dass die Pharmafirma, die Trump aufkaufen wollte dem Fußball-Hopp gehört. Der, der sich sein gutes Gewissen erkaufen möchte. Wenn er durchhält, hat er einen Coup gelandet.

Ansonsten beruhigt es mich, wenn ich von möglichst vielen Menschen höre, wie es ihnen geht. Was ihnen ihr Alltag für Sorgen mit sich bringt und wie sie damit umgehen. Ich muss mehr wissen in diesen Tagen um mich zu beruhigen.

Es nimmt mich mit. Das Virus. Die Menschen und die Sorgen.

Ich bin so müde.

Mein Körper würde jetzt gerne in einen sechswöchigen Corona-Schlaf fallen.

Zahlen des Tages: Es gibt so viele verschiedene, ich nehme heute mal die der Johns Hopkins University. 7174 und 13

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