Jede Sorte von Glück
Briefe von Brigitte Reimann an ihre Eltern
Brigitte Reimann, geb. 1933 in Burg bei Magdeburg, war Lehrerin und seit ihrer ersten Buchveröffentlichung 1955 freie Autorin. 1960 zog sie nach Hoyerswerda, 1968 nach Neubrandenburg. Nach langer Krankheit starb sie 1973 in Berlin.
Die Briefe beginnen im Jahr 1960 und enden 1973 mit der letzten Karte, die Brigitte Reimann ihren Eltern kurz vor ihrem Tod schreibt. Die weitverstreute Familie pflegte intensive Briefkontakte und daher erfährt man durch diese Briefe viel über den Alltag in der DDR zu dieser Zeit. Geldschwierigkeiten durch die Freiberuflichkeit, aber auch Konsumwünsche und der Weg zu neuen Anschaffungen – mit und ohne Beziehungen – werden angesprochen. Persönliche und familiäre Verwicklungen, literarische Herausforderungen, Trennungen, Umzüge, Krankheiten nichts wird in diesen Briefen als Thema ausgelassen. Das Verhältnis zu den Eltern ist warm und sehr innig.
Das Verhältnis von Brigitte Reimann zur Partei und zum Staat veränderte sich in diesem Zeitraum spürbar. Die Realität holte sie zusehends ein und die Hoffnungen, die sie in die Republik gesetzt hat, verblassen durch die Unannehmlichkeiten des Alltags und die Bevormundung durch die Funktionäre.
Auch wenn in den Briefen manches erst spät angesprochen wird, wirken sie sehr offen und aufrecht. Meinungen, Ansichten und Geschehnisse von denen die Schriftstellerin weiß, dass sie nicht die Zustimmung der Eltern finden, werden trotzdem thematisiert. Immer mit der deutlich Aufforderung trotz des eventuellen Missfallens, die elterliche Zuneigung nicht zu entziehen.
Es ist berührend und mitreißend, zu lesen, wie die seelisch und körperlich immer mehr eingeschränkte Schriftstellerin mit jeder Zeile ihres Romans kämpft, um ihn noch abschließen zu können.
Die Briefe zeigen eine tolle Frau und eine starke Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützten, miteinander diskutierten, aber auch kritisierten.
Dass du Bücher so abseits vom Mainstream liest, finde ich klasse!
Was ich von Brigitte Reimann las- hm, da fallen mir schlammige Baustellen und krude Männer ein…und DDR-Sachen, für die ich mich damals sehr interessierte!
Ich mag autobiografische Literatur besonders gern. Sie scheint wirklich eine außergewöhnliche Frau gewesen zu sein. In jeder Hinsicht. Ich werde mich diese Woche auf die Suche nach ihren Tagebüchern machen.