Ist mir doch egal
Ist mir doch egal – oder: Warum quietscht der Mückenschiss so laut?
Wie oft habe ich den Satz früher gehört: Ist mir doch egal. Mit zuckenden Schultern und knatschiger Stimme. Ist mir doch egal.
Heute sagt das mein Mensch mehr. Nicht mal die Menschen, denen alles egal ist. Ist mir doch egal, ist kein Statement mehr.
Heute hat jede und jeder zu allem und jedem eine Meinung. Und was für eine Meinung!
Jede und jeder weiß über alles und jeden etwas zu sagen.
Immer und überall – habe ich noch vergessen.
Ich muss immer schmunzeln, wenn mich Leute nach meiner Ansicht zu dem Dschungelcamp oder Big Brother oder zu dem Kram fragen. Sie warten immer darauf, dass ich ganz entsetzt bin. Sie denken, dass ich ganz entsetzt sein muss, dabei kann ich gut verstehen, warum diese Formate so hohe Einschaltquoten haben. Meine Verwunderung gilt dann eher den Sendungen wie Bauer sucht Frau oder Promidinner.
(Hihi, ich zähle hier alles auf, was ich noch nie gesehen habe.) Trotzdem weiß ich, dass es diese Sendungen gibt, denn meine halbe Timeline kuckt die. (nur beim Dschungelcamp schweigt die Timeline)
Und jeder hat eine Meinung dazu und nie würde jemand auf den Gedanken kommen zu sagen: Das ist mir doch egal.
Irgendwie ist die Zeit des Statements: „Das ist mir doch egal“ verloren gegangen. Und das gilt nicht nur für das Beispiel Fernsehprogramm.
Seltsam, ich hätte nie geglaubt, dass ich sie mal vermisse. Die miesepetrigen Typen, die ständig die Achseln zucken und sagen: Ist mir doch egal.
und die Moral von der Geschicht?
Sei lautstark, überheblich und schieb die Ellenbogen raus, dann eckst du nicht an.
Ja, das ist langweilig. Das wissen wir schon alle. Nur wohin sie verschwunden sind, die Typen, die mit den Schultern zucken, das wissen wir nicht.
Wer sich über das Dschungelcamp aufregen kann, der sind in der Regel doch die wirklich wichtigen Dinge gleichgültig…
Genau darum geht es ja. Aber diese Gleichgültigkeit ist heute in ein Statement verpackt und sie kommt so ganz und gar nicht gleichgültig daher, sondern eher als Animation.
Ja, es ist auffallend: wenn ich über etwas mir wichtig scheinendes, z.B. Politisches spreche, wird niemand sagen „das interessiert mich nicht“, höchstens dass er/sie das nicht mitbekommen hat, und so tun als hörten sie interessiert zu. Zu sagen, dass man politisch oder gesellschaftlich uninteressiert ist, traut sich keiner mehr. Und ich frage mich, ob ich das nicht sogar als positiv werten soll… ;-).
Naja, das ist nicht genau das, was ich gemeint habe. Mein Fokus lag eher darauf, dass dieses zu allem eine Meinung haben auch für total unwichtige Themen gilt. Es ist zum Zwang geworden eine Meinung zu haben. Egal ob es wichtig oder unwichtig ist und auch unabhängig davon, ob sich sie oder er vorher mit dem Thema beschäftigt hat. Hauptsache eine Meinung.
Und das kann ich nicht positiv werden. Das ist nur eine trügerische Illusion. Kein Mensch kann sich zu jedem Thema eine eigene gewachsene Meinung bilden. D.h weiter, dass das Meiste, was unter dem Stichwort Meinung verkauft wird, einfach ein Abklatsch einer Gruppenmeinung oder einer Medienmeinung ist. Für mich heißt das auch, das schwierige Prozedere der Bildung einer persönlichen Meinung gerät immer mehr in Vergessenheit. Die Menschen leben und üben es nicht mehr, denn es ist zu anstrengend.
Auf einem Bein kann niemand stehen, auf Tausenden kann keiner gehen.
Rundum hören wir das Loblied ‚jeder kann sich jedezeit über alles informieren‘, dank Innternet und Medien und Technik und all dem Zinnober, der in Technicolor und nun bald auch in 3-D 24 Stunden am Tag zu bewundern ist.
Was wundert Dich, daß Menschen, ins Allüberall geworfen, sich als allüberalles Sehende sehen? Ob sie’s sind, spielt da keine Rolle. Daß sie’s glauben, ist der Nukleus ihrer Welt, weil Glauben immer schon die Welt zusammen hielt. Der an ein Evangelium wie der an die Freuden der Huri wie der an ein Eigentliches. Und nun ist der an die Allgegenwärtigkeit des Jedermanns dran.
Ich bin nur gespannt, ob und wenn, dann welcher diesen ablösen wird. Etwas post-arbeitsteiliges, vermute ich. Helden, vielleicht, tragische bestimmt.
Das ‚ist-mit-egal‘ aber ist bloßer Luxus. Der Atem eines couch-potatoes, die Allgewalt eines feuchten Traumes. Kein Mangelwesen kann ‚mir-egal‘ leben ohne eine Umwelt von Kümmeren.
Das Ideal der sich unter Wehen zur fundierten Einsicht Durchkämpfenden (im Gegensatz zu den lässig bloß Meinenden) ist die andere und ebenso falsche Seite der Blasierten. Beide bedingen einander und nützen doch recht wenig. Die eine landet auf dem Bauch und in die andere im Meer der Papiertaschentücher.
Vielleicht sollten das ‚mir-egal‘ in ein deutlicheres ‚weiß-ich-nicht‘ übersetzt werden. Das schüttelt eine Menge böse Gefühle ab und macht den Blick frei für viele klare Gedanken.
Ob’s aber so geht, weiß ich nicht. Nur egal ist mir das sicher nicht.
Ach, so sehr wundert mich das nicht. Es war eher ein vermissen, der alten, trüben Tage, wenn auch ganz sicher nicht der der „Null-Bock-Generation“.
Mir ist es egal was die Leute über die ganzen Formate wie Big Brother, DSDS, Dschungelcamp und die restlichen ganzen TV-Hits 😉 Ich finde die Sendungen sind eigentlich ab und zu ganz Unterhaltsam, aber es die ganze Zeit lang über die ganzen Jahre zu verfolgen macht keinen Sinn, denn schließlich passiert dort sowieso immer das Gleiche und deshalb wird es einfach langweilig. Für die Leute die noch nicht dahinter gekommen sind denen wünsche ich viel spass mit den ganzen shows die nächsten jahre und vielleicht merkt ihr dann auch das es doch immer das gleiche ist!