Hier kommt die Kunst ins Spiel
Hier kommt die Kunst ins Spiel, beendet shelog ihren Eintrag zum Vortrag von Gunter Dueck auf der republica.
Goethes „Wilhelm Meister“, der Roman der Resignation, handelt von der Selbstbeschränkung auf einen bürgerlichen Beruf, bei der man die ganzheitliche und schöpferische Personlichkeit (personifiziert durch Mignon) größtenteil abtöten und auf das Maß der Nützlichkeit zurückführen muss – vom Adligen oder Künstler zum Bürger zu werden, durch Professionalisierung in einem eng begrenzten Bereich.
Gunter Duecks Vortrag auf der re:publica 2011 handelt von der Aufhebung des Berufes, dem Ende des Bürgertums, der Professionalisierung als Mensch.
„Professionalisierung als Mensch“ – das klingt auf den ersten Blick befremdlich, sehr leistungsorientiert, auch mechanisch, als gäbe es eine Urgebrauchsanweisung ´Mensch`!? Aber ich habe den Vortrag von Gunter Duecks noch nicht gelesen / zugehört. Dem Link werde ich beizeiten noch einmal folgen. Spannend ist hier die Frage, wie der sozial unbeholfene Intellektuelle wieder zum ganzen Menschen werden kann. „Hier kommt die Kunst ins Spiel“, wohl um die Ketten der Ver-Bildung aufzubrechen. Improvisation und Intuition – vielleicht als Antriebskräfte zur „Professionaliserung“, ein abstoßender Begriff, zu verstehen?…
Ich bin auch noch nicht ganz klar mit seinen Theorien. Vieles klingt nicht schlecht, wenn man ihm zuhört bzw. ihn liest. Aber letztendlich sind all seine Visionen, doch immer Visionen, die innerhalb des kapitalistischen Systems bleiben.
Aber der Ansatz mit der Kunst, den shelog gefunden hat, der gefällt mir.
Was mich an ihm stört, ist sein agitatorisches Vorgehen. Da kommt der Managertrainer mehr durch als der Mathematiker.
Herr Dueck nutzt die Magie des Fadenzählers. Die Lustigkeit der Lupe, des auf das Minimum reduzierten Blickwinkels. Plus ein wenig Rhetorik aka Nuhr und dergleichen.
Hat das Substanz? Ich denke nicht. Reduktion des Betrachtens ermöglicht alles, auch den Anschein der Hintersinnigkeit. Darauf basiert Kabarettt wie Literatur wie Dramatik.
Als Aussage mit ins Leben ausgreifendem Gehalt aber kann das nur gelten, bliebe es offen für Weiterungen. Und genau das vermeidet er wie der Goldgräber, der seinen Claim für unerschöpflich hält. Für mich ist das protoypisch für das modisch gewordene Bewundern des Netzes, das keiner versteht, weil keiner sich traut, es zu verlassen.
God bless my provider, and the back bone he depends upons.
Ein Blick in die arabische Welt sollte das verdeutlichen. Macht kommt dort, nach wie vor, aus den Gewehrläufen (oder Bombenschächten) – und nicht vom Monitor.
Die Lustigkeit der Lupe – das trifft es wahrscheinlich. Alles ist irgendwie wahr und doch nicht ganz richtig.