Harte Arbeit
Im Vorbeigehen las ich gestern auf allen Displays in den U-Bahn-Stationen, dass die „Rente ab 63“ nur noch für harte körperliche Arbeit gelten solle.
Abgesehen davon, dass die Rente ab 63 schon jetzt erst nach 63 möglich ist, weil die Altersstaffel ja schon lange angelaufen ist und sie nur für Menschen gilt, die 45 Jahre rentenversicherungspflichtig gearbeitet haben, erscheint mir der Begriff der „harten körperlichen Arbeit“ doch sehr polemisch. Wieder mal wird der Versuch unternommen einzelne Arbeitnehmergruppen gegeneinander auszuspielen.
Längst ist der Anteil der psychisch bedingten Erwerbsminderungen auf dem Treppchen der Top-3 angekommen.
Körperliche Belastungen sind hart. Das ist unstrittig. Aber auch psychische Belastungen führen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die die Lebensqualität ebenso wie die Lebenserwartung einschränken.
Körperliche Belastungen sind aber auch Belastungen, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Im Kindergarten zum Beispiel durch Lärm, Ansteckungsgefahr, Belastung des Immunsystems oder ergonomischen Überanstrengungen. Ich bin sicher, das verbirgt sich nicht unter der populistischen Formulierung.
Solange das eigentliche Problem der gerechten Verteilung von Wohlstand nicht angegangen wird, sind solche Forderungen ein gefährlicher Nährboden für Unfrieden in der Gesellschaft.