Freundlichkeit

Täglich erhalte ich neue Facebook-Anfragen: X möchte mit dir befreundet sein. Oft denke ich, wenn ich das lese, dass ich auch gerne mit mir befreundet sein möchte. Manchmal bin ich das auch, aber oft bin ich auch meine Gegnerin. Meine Feindin. Ich stehe niemandem so skeptisch gegenüber wie mir selbst. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich eine grandiose Nörgerlin bin. Ich schaffe es Morgens die Augen aufzuschlagen und schon alle meine Schwachstellen des kommenden Tages vorauszusagen. Und so kann es durchaus den ganzen Tag so weitergehen. Mit den Augen einer Nörgerlin warte ich auf den Augenblick, an dem der Fehler passiert.
Siehst Du! Und wieder hast Du nicht aufgepasst. Warst nicht konzentriert. Hast Dich nicht gut genug schützt. Bist jemanden in die Quere gekommen, dem Du ausweichen wolltest. Hast das Datum vertauscht.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis der Fehler passiert und deshalb werde ich immer erfolgreich sein als An-mir-selbst-herum-Nöglerin.

Keine Frage: Manchmal wäre es eine Erholung mit mir selbst befreundet zu sein.
Das lehrt mich jede neue Facebook-Anfrage.

Comments (12)

ViolineSeptember 5th, 2011 at 19:01

Oh, Claudia, bei flickr habe ich erst gar nicht angefragt. Ich habe Dich gleich als Freundin hinzugefügt. 😉

muetzenfalterinSeptember 5th, 2011 at 19:01

Ich weiß es klingt platt, aber die ganze Welt wäre besser dran, wenn wir alle ein wenig nachsichtiger und freundlicher mit uns selbst wären. Schöner Artikel.

rittiner & gomezSeptember 5th, 2011 at 19:16

nach langjähriger übung, gelingen uns unsere fehler sogar mit einem gewissen elan.

ViolineSeptember 5th, 2011 at 19:21

Barmherzigkeit soll zur Resilienz beitragen.

claudiaSeptember 5th, 2011 at 19:31

@Muetzenfalterin: Die Welt kann ja auch nur so gut sein, wie wir sie von innen heraus spiegeln.

@rittiner&gomez: Ich erfreue mich an allen, die diesen Elan verbreiten

@Violine: Sanftmut hätte ich anzubieten – manchmal.

claudiaSeptember 5th, 2011 at 19:36

Tröste mich gerade mit diesem Zitat:
Kunst entsteht aus der Unvollkommenheit des Lebens – Ernesto Sabato

englSeptember 5th, 2011 at 20:50

(du kriegst täglich facebookfreundschaftsanfragen? mehrere? du meine güte, ich krieg vielleicht mal alle paar monate eine. heute zum beispiel. was für ein tag! 😉

ClaudiaSeptember 5th, 2011 at 21:16

Dass bei mir täglich welche eingehen hat etwas mit der Exponentialfunktion zu tun. Die Anfragen wachsen nicht linear, sondern exponential. Daher sind es jetzt bei mir täglich mehrere. Es ist auch viel SPAM dabei.
Bei Facebook war ich nicht sonderlich vorsichtig mit dem Annehmen der Anfragen, das rächt sich jetzt.

englSeptember 5th, 2011 at 22:33

uff. »expotential« mußte ich jetzt erstmal nachsehen. war aber nur das wort, das mir nicht geläufig war. den vorgang hatte ich mir schon ungefähr so vorgestellt. (gibt es eigentlich auch ein wort für wellenförmige entwicklungen? – dumme frage, ganz sicher gibt es das. ; )

ClaudiaSeptember 6th, 2011 at 15:07

Exponentialfunktion – das ist die Wachstumsfunktion. Die hat ihre Tücken. Zuerst ist alles ganz harmlos und dann kommt die Steigung. Diese Hang haben aber generell alle Potentialfunktionen.
Davon erzählt das Märchen vom Schachbrett.

ClaudiaSeptember 6th, 2011 at 15:10

Dieser wünschte sich Weizenkörner: Auf das erste Feld eines Schachbretts wollte er ein Korn, auf das zweite Feld die doppelte Menge, also zwei, auf das dritte wiederum doppelt so viele, also vier und so weiter. Der König lachte und war gleichzeitig erbost ob der vermeintlichen Bescheidenheit des Brahmanen.

Aber leider, leider Gibt es soviel Reiskörner auf der ganzen Welt nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sissa_ibn_Dahir

englSeptember 6th, 2011 at 20:01

mit diesem schachbrettdings hat man mich schon als kind verar… geärgert. also zumindest versucht. 😉

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