Frauenleben

Als Frau eine Autobiografie zu schreiben, scheint an sich schon ein feministisches Statement zu sein. Meint Annika Reich auf dem ZEIT-Blog.
Antje Schrupp sagt sinngemäß, auch Selfies von Frauen seien das in einem bestimmten Maße. Ein Statement der Selbstvergewisserung ebenso wie eine Möglichkeit, mein Bild in den Medien selbst mitzugestalten. Eine Chance, es sich von außen nicht aufzwingen zu lassen.
Mich haben Frauenbiografien schon immer fasziniert. Und immer hat mich geärgert, dass es nicht genug von ihnen gibt. (Falls doch: Leider immer von den gleichen drei Frauen.)
Sehr ärgerlich.

Aber die letzten Jahre hat mir das Internet ein großes Geschenk gemacht. Es lässt mich teilhaben an den Biografien so vieler Frauen. Es gibt mir einen Einblick in das Leben von Künstlerinnen, Müttern, Aktivistinnen, Sprecherinnen, Journalistinnen, Kellnerinnen, arbeitslosen Frauen, sportaffinen Frauen, introviertierten Frauen. Frauen mit und ohne Katze. Welche mit Geld oder einem Faible für Nähmaschinen.
Das Internet zeigt mir, wie sie ihre Höhen und Tiefen durchleben, wie ihr Leben sich ändert. Manchmal auch wie sie oder ihre Liebsten krank werden und sterben.

Ich bin froh um jede, die sich nicht abschrecken lässt von den Sprücheklopfern der ewig Gestrigen. Ich bin froh um jede, die mich an ihrem Leben teilhaben lässt. Mit Pseudonym oder ohne. Inszeniert oder fiktional. Realistisch oder politisch.

Mir gefällt es, wenn Frausein sichtbar wird.

Nachtrag: In diesem Zusammenhang steht irgendwie auch der Artikel von Annett Gröschner. Sie schreibt über sich Unsichtbarkeit einer großen Anzahl von Frauen.

Rund 300.000 geschiedene ostdeutsche Frauen leben heute in Armut, weil vor 25 Jahren ihre Renten falsch berechnet wurden. Jetzt liegt die Angelegenheit bei den UN.

Es ist so wichtig, dass die Realitäten endlich sichtbar werden.

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