Ferrante-Fieber

Es sind vier Bände von Elena Ferrante, die zur Saga um Lila und Lenú gehören.
Drei davon habe ich bisher gelesen und mir seither viele Gedanken gemacht. Vor allem der dritte Band brachte mich so richtig durcheinander. Vorher war ich zu beschäftigt damit, die Geschichte in eine passende Schublade zu stecken.
Bestseller haben oft ihre eigenen Harken und Ösen. Damit sich viele wiedererkennen beim Lesen, muss das Leben auf den geschriebenen Seiten abgeschliffen werden. Die scharfen Kanten abgeglättet.
Jetzt habe ich die ersten beiden Bände der Saga noch einmal gelesen. Sozusagen im Windschatten der rasanten Fahrt des dritten Bandes.
Die Geschichte einer Freundschaft wird beschrieben. Eine Freundschaft, in der Elena sich spiegelt wie in den Zerrspiegel eines Jahrmarkts. Lila wird großzügig, wenn sie neidisch ist. Sie ist böse, wenn ihre Freundin tugendhaft ist. Wenn sie anhänglich ist, stößt sie das Leben weg. Beide leben in einem Sumpf in dem es scheinbar eine Möglichkeit des Entkommens gibt. Das Schicksal tritt in den grantigsten Figuren auf und immer, immer, immer scheint nur ein Überleben möglich zu sein, wenn eine Flucht möglich ist.

Die Bücher machen ziemlich deutlich klar, warum es so anstrengend ist arm zu sein. Das was immer weniger Menschen der Mittelschicht sich im zeitgenössigen Deutschland vorstellen können. Da werden Artikel darüber geschrieben, dass arme Eltern doch nur ihren Kindern vorlesen müssten, dann hätten diese doch schon die gleichen Bildungschancen.
Aber so einfach ist das leider nicht.

Ich komme ab vom Thema, denn die Beschreibung der Armut, so gelungen sie auch ist, ist nicht das Faszinierenste an den Ferrante Büchern. Es ist diese Frauen-Freundschaft. Diese Hass-Abneigungs-Schicksals-Liebe zwischen den beiden Frauen.
Dieses auf tausend Perspektiven gespiegelt werden. Verzerrt, zerlegt und wieder zusammengesetzt werden.

Die Bücher werden mit jedem Lesen großartiger.

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