Eine Kultur der Missachtung
Eine Kultur der Missachtung setzt sich immer weiter durch in diesem Land. Mit aller Macht wird die Spaltung der Bevölkerung in arm und reich vorgenommen. Dazwischen noch die schmale Schicht derer, die man durch die Angst in die Armut abzustürzen am Gängelband hält.
Das neuste Glanzstück dieser Kultur ist die Idee des Bildungschips für Kinder. Sachleistungen, da sind sich alle einig, das sei das beste für die Kinder der armen Leute, denn schließlich weiß doch jeder, wie verantwortungslos und selbstsüchtige diese Eltern sind. Sie verprassen das ganze Geld und lassen ihre Kinder hungern und darben. Dem müssen die Politikmenschen einen Riegel vorschieben und der heißt Überwachung. Da haben sie sich doch wieder etwas feines ausgedacht.
[…] Wie weit es mit der im vorherigen Artikel angesprochenen Missachtung der Würde der Menschen gekommen ist, zeigt auch diese Entwicklung: Arbeitslosen schwangeren Frauen im Norden droht von heute auf morgen der finanzielle Absturz. Wer aufgrund möglicher Fehl- oder Frühgeburten vom Arzt ein Beschäftigungsverbot erhält, dem streicht die Agentur für Arbeit in Schleswig-Holstein mit sofortiger Wirkung das Arbeitslosengeld I. zum Artikel August 22nd, 2010 in Fundstücke, Leben | tags: Arbeitslosigkeit, Armut, Menschenwürde, Politik […]
Was ich auch noch so schlimm finde, ist, wenn selbst die Arbeitslosen zwischen „guten“ und „schlechten“ Arbeitslosen unterscheiden. Wenn also ein Arbeitsloser die Mär vom „dem Arbeitslosen“ aufnimmt und von „den Arbeitslosen“ redet, die nur vor dem Fernseher sitzen etc.
Da könnte ich jedesmal kotzen.
Du sagst es.Wahrscheinlich denken sie sich: Irgendwo muss es diese bösen Arbeitslosen ja geben, wenn immer von ihnen die Rede ist.
wie so häufig scheint auch hier das schuldprinzip angewandt zu werden. wer „unverschuldet“ in die arbeitslosigkeit rutscht, der ist natürlich fein raus. aber wie man die schuldlosigkeit herausbekommt, das bleibt wohl ein rätsel. oder anders: der freien interpretation unterworfen.
Na ja, ich habe vor ein paar Monaten drei hochinformative Reden von Jan Philipp Reemtsma gelesen („Die Gewalt spricht nicht“, erschienen bei Reclam). Da redet er davon, dass die Herrschenden sich immer ihre Paria suchen.
Ich habe das Heftchen gerade verliehen, sonst könnte ich es genauer sagen.
Auf jeden Fall dient das Herausbilden einer Paria der Herrschaftssicherung. (Klar, bei der Arbeitsmarktpolitik währen unsere Regierenden ja gleich weg vom Fenster.)
Herr Reemtsma ist ein kluger Mann.
Jedenfalls geht die Salamitaktik noch immer auf.