Ein Leben für die Kunst
Beim Blättern in den Touristenseiten über Paris fiel mir eine Broschüre über den Montmartre in die Hand. Herzallerliebst war da die Künstlerkneipe Lapin Agile erwähnt in der mehrere Malergenerationen verkehrten.
Bei mir rief das die Touristenschlangen in Erinnerungen, die sich durch Montmartre schlängeln und die auch vor den großen Museen hartnäckig ausharren. Vincent van Gogh hätte das nicht gefallen. Er hätte geflucht und geschimpft.
Habt ihr denn keine Augen im Kopf? Seht ihr denn nicht, dass sich auch in eurer Umgebung die Künstlerinnen und Künstler abmühen? Dass sie ihre Leidenschaft geben, ihre Energie, ihr Leben. Was macht ihr mit denen? Ihr lasst sie hängen und vertrocknen.
Nein, ich übertreibe nicht. Es gibt einige Künstlerinnen und Künstler, die auch heute noch alles geben. So wie er damals. Vincent van Gogh mühte sich und quälte sich. Er hat viel erreicht, aber die Kunst geht weiter. Sie entwickelt sich weiter. Jeden Tag. Warum machen nicht mehr Menschen die Augen auf? Warum stellen sie sich immer nur in der Schlange an? Weil sie immer nur auf die Erfolgsstory setzen?
Ein bisschen Vertrauen in den eigenen Geschmack wäre angebracht. Kunst ist keine Geldanlage. Kunst ist Leben. Das ist ein bisschen so wie mit den Kindern: wenn ich keine eigenen habe, nehme ich trotzdem gerne am Lachen der Kinder in der Nachbarschaft oder der Verwandtschaft teil. Bei der Kunst ist es ähnlich. Wenn ich sie nicht selbst machen kann, freue ich mich doch über die Kunstwerke, die andere Menschen machen.
Lasst sie leben, die Kunst. Es lohnt sich.
Dass Kunst Leben ist, ist bei all der Kommerzialisierung des Kunstmarktes schon fast in Vergessenheit geraten. Was für einige wenige vielleicht lukrativ ist, ist wohl eher nicht im Sinne der kleinen Künstler. Hoffentlich wird sich das irgendwann mal wieder ändern.