Ein Engel an meiner Tafel

Janet Frame – Ein Engel an meiner Tafel

Eine junge neuseeländische Schriftstellerin landet in der Psychiatrie und wird nach Jahren wegen ihrer Erfolge als Schriftstellerin wieder entlassen. So lautet der Inhalt des Buches und des bekannten Films dazu und so stellte ich mir den Inhalt auch vor: Leicht süßliche Tragödie mit Happy End. Aber da täuschte ich mich.
Es ist die Autobiografie einer unangepassten, introvertierten jungen Frau voller Schüchternheit. Das macht die Erzählung zu etwas besonderem, denn es gibt zahllose Erzählungen über unangepasste, extrovertierte und kämpferische Frauen, aber ganz wenige über schüchterne, hoch sensibel veranlagte. Janet Frames Autobiografie ist mittlerweile ein Klassiker und sehr berührend. Sie beschreibt, wie es dazu kommen konnte, dass sie sich von ihrer Schüchternheit in auswegslose Situationen treiben ließ. Dass sie immer weiter auf den Abgrund der Krankheit zu lief. Dass der Name der Krankheit Schizophrenie ihr Deckung, Schutz und Aufmerksamkeit gab, die sie so sehr suchte, sie aber dann in die Tiefe riess. In die Tiefe der psychiatrischen Behandlungsmethoden der 40er und 50er Jahre, die aus Demütigungen, Freiheitsberaubung, Elektroschokbehandlungen und Gehirnoperationen bestanden.
Sie erzählt aber auch, von einem großartigen weiten Land mit einer abwechslungsreichen Natur, von Menschen, die auf unterschiedliche Weise ihr Leben leben, vom Übernehmen oder Ablehnen von Verantwortung. Von Glück und Unglück, das das Schicksal mit sich bringt.
Ein Engel an meiner Tafel ist der zweite Band der dreiteiligen Autobiografie. Eindringlich und in farbigen Bildern geschrieben. Es steckt voller Lyrik und Poesie, die auch in Originalen zitiert werden. Von den Klassikern der englischen Dichtung, zu den Liedern der Schule oder der zeitgenössischen Schlagerhits.

Comments (1)

englSeptember 21st, 2016 at 17:19

ja!

Leave a comment

Your comment

Kommentarlinks könnten nofollow frei sein.