Drohnen-Kapitalismus
Amazon will seine Waren mit Mini-Drohnen ausliefern. In zwei Jahren. Es fehlen noch ein paar Tests und die entsprechende Genehmigung. Spätestens jetzt fühle ich mich alt. Plötzlich lebe ich in der Zukunft. Mini-Drohnen. Ich höre sie schon über mir wuseln.
So praktisch. Die können nebenbei gleich noch ein paar andere Zwecke erfüllen. Sie können bestimmt bald sich selbst verteidigen, sie transportieren ja Werte und wir wissen alle: Eigentum muss geschützt werden.
Sie könnten aber daneben auch noch eine weitere Lücke erfüllen. Überwachung. Denn da sind die Geheimdienste und die NSA im Moment noch auf Kommunikations- und Bewegungsdaten fokussiert. Aber diese Mini-Drohnen könnten doch gleich ein paar andere Daten mitbringen, wenn sie schon unterwegs sind. Merken ja alle erst später. Wie damals bei Google, die nebenbei noch die WLAN-Daten abgescannt hatten. Die braucht eins ja, wenn sie visuelle Daten erfasst.
Kleine schicke Drohnen, die alles können. Die könnten sogar Geruchssensoren haben. Alles zu unserem Wohlbefinden selbstverständlich.
Dieser Kapitalismus ist unersättlich. Ein schwarzes Loch, das alles in sich hineinzieht. So lange, bis es die ganze Galaxie verschluckt hat.
Wahnsinn. Jetzt bin ich wirklich platt.
Der Plan ist genial.
Die Ausführung wird tödlich enden. Entweder für den Kapitalismus oder die Menschheit.
In den Blättern gab es übrigens vor zwei Monaten einen Auszug aus dem neuen Buch von Zygmunt Bauman: Das Ende der Anonymität. Was Drohnen und Facebook verbindet (Volltext, noch).
Ich musste beim Lesen gerade an die Geschichte denken, wo Kinder in Pfarrers Garten immer wieder heimlich Äpfel klauten und dem Pfarrer letztlich nur noch seine „stärkste Waffe“ übrig blieb, indem er einen Zettel am Apfelbaum aufhing: „Gott sieht alles!“ aber die Kinder sich lachend sagten: „aber er verrät mich nicht!“… Schön wär´s.
Ja, schön wäre es. Langsam wir es gruselig. Ich hatte gestern noch gehofft, irgendjemand klärt die Sache auf und es stellt sich heraus, dass die Meldung vom 1. April ist. Aber das würde ja am Gesamtrahmen auch nichts ändern.
Ich kann gar nicht mehr denken oder mir irgendwas vorstellen. Zu sehr alle Grenzen sprengend.
Da bin ich aber mal gespannt. Klingelt die Drohne an der Haustür? Oder wird man einen Drohnenlandeplatz bauen müssen? Das ganze ist doch bisher nur eine unausgegorene Idee, die in ihrer Konsequenz zwar tatsächlich erschreckend ist, aber in naher Zukunft ganz sicher nicht Realität werden wird. Da machen mir die privaten Drohnen, mit denen immer mehr Leute fotografieren, mehr Sorgen.