Die Lesungen zum Bachmannpreis – 2. Tag
Das war ein starker zweiter Tag, wenn er auch leider mit einem peinlichen ersten Text begann, über den ich mich hier diskret ausschweige.
Ally Klein brachte dann Schwung in die Veranstaltung mit einem Text, voller Atmen und Leben. Beklemmend, mit einem magischen Sog. Ich saß hinter ihr und konnte sehen, wie ihre Beine sich beim Lesen bewegten, als sei sie auf der Flucht. Ein Weltschöpfungstext, hieß es. Eine Selbstbegegnung mit Schrecken.
Die Geschichte von Tanja Maljartschuk hörte ich beim Gehen draußen im Sendegarten. Zum ersten Mal ist dort der Ton so gut, dass das er überall wirklich hörbar ist. Das war ein fast meditaives Erlebnis. Ihre Geschichte kam gut an. Endlich eine Geschichte! War der Tenor im Saal und im Internet. Eine gute Geschichte, rund und abgeschlossen.
Die beste Geschichte lieferte dann am Nachmittag Bov Bjerg mit “Serpentinen“. Die Jury war sich da ziemlich einig. Nur ihre Begründungen unterschieden sich von einander. Für mich ist die Lesart der Geschichte noch melancholischer, als die Juroren es ansprachen. Aus meiner Sicht handelt es sich um einen Vater der ständig mit seiner Depression ringt, der seine ganze Kraft aufwenden muss, um gegen den Drang zum Suizid anzukämpfen.
Zum Schluss trug dann Anselm Neft seine Geschichte “Mach’s wie Miltos!“ sehr stimmgewaltig vor. Klaus Kastberger meinte dass diese laute Geschichte in einem anderen Rahmen besser zur Geltung käme, und Hubert Winkels mag es nicht, wenn er zur Empathie erpresst wird. Nora Gominger erwähnt die durch Trauer zerstörte Biografie, die einen Menschen erfrieren lässt. Keiner erwähnt den Alkohol, der seine eigene Realitäten schafft. Auch Erscheinungen hervorruft, die sonst eher im Innern einer Persönlichkeit verborgen bleiben.
Ich bin jetzt voller Geschichten und Emotionen. Randvoll und brauche eine Pause.
Heute konnte ich die Lesungen am Bildschirm verfolgen und wollte schon wieder ausschalten, nachdem mir der Text von der Zahnärztin so gar nicht gefallen hat. Dann würde es aber immer besser – gerade Tanja Maljartschuk hat auch mich begeistert…
…und, dass ich dich sehen konnte!
Hab dich auch gesehen, heute schwarze Hose- überhaupt, interessante Menschen!
Hier eine gute Übung, wie man das Ganze auch nehmen kann:
http://www.ortheil-blog.de/
Ja die Zahnärztin. Die kann ich wirklich nicht ernst nehmen.