Die Klappe fällt
Wahrscheinlich wird das in diesem Jahr meine letzte republica werden. Ich habe lange darüber nachgedacht. Habe mich dort immer sehr wohl gefühlt und bin mit einem Dauerlächeln zurückgereist, das noch 24 Stunden anschließend anhielt. Der Sog wirkt eindeutig bei mir. Aber ihr merkt es schon: jetzt kommt das aber.
Selbst nach Wochen und Monaten ärgere ich immer noch über das „Hoppla-so hatten-wir-das-nicht-gewollt“ Ticketverkaufsverfahren. Die Koketterie wäre nicht nötig gewesen, denn im letzten Jahr war das Verfahren genauso ärgerlich. Was sich geändert hat, ist ausschließlich der Preis. Der ist nämlich in die Höhe gegangen.
Kann ich mir immer noch leisten, aber ich wil es eigentlich nicht mehr, weil ich weiß, dass der Preis viele Menschen ausschließt.
Vielleicht ist es einfach an der Zeit weiterzuziehen. Auf andere Veranstaltungen mit sozialeren Themen, die mich eh meistens mehr interessieren.
Ihr merkt es schon: ganz sicher bin ich mir noch nicht. Eine meiner Schwächen ist, dass ich oft einen charmanten Ansatz nicht widerstehen kann. Da lasse ich mich dann gerne noch mal überzeugen, obwohl ich weiß, dass es nicht der richtige Weg ist.
Ich gehe im Reallife so oft der Kommerzialisierung aus dem Weg und auf der republica erlebe ich davon geballt, mehr als sonst in Monaten meines Alltagsleben.
Muss doch nicht unbedingt sein, sage ich mir und freue mich trotzdem, euch dort alle zusehen.
Abschied ist mir noch nie leicht gefallen.
Drei Tage für 150 Euro sind hoffentlich tatsächlich ein Grund zum Wegbleiben. Es ist aber sowieso eine kommerzielle Veranstaltung, immer gewesen, von Anfang an, deren wichtigstes Ziel es immer war, die Geschäfte der Veranstalter zu pushen. Alles weitere lief nebenher im Windschatten, wenn überhaupt. Ich habe die Begeisterung dafür zu keinem Zeitpunkt verstanden.
Schön, dass du dieses Mal noch dabei bist, denn es wird meine erste Republica sein 🙂
Wieviel kostet das denn?
@distelfliege: Wie Jürgen schon schrieb: 150 Euro.
@Antje: na zum Glück kann ich dich auch bei anderer Gelegenheit treffen.
„Sie versteht sich als politische, kulturelle, aber vor allem als sehr junge Veranstaltung, die sich seit ihrer Gründung 2007 von einem familiären Bloggertreffen zu einem unverzichtbaren Event für Brancheninteressierte und -profis entwickelt hat, an dem 2012 mehr als 4000 Gäste teilnahmen.“ blablabla – wenn ich das mit den Brancheninteressierten lese, wird mir übel und mein schlechtes Gewissen kommt durch.
Das mit den 150 Euro stimmt so nicht ganz – die Bloggertickets kosteten 75 Euro, die Early-Bird-Tickets 100 Euro. Für drei Tage ein wirklich super Preis! Angeboten wurden sie im November. Nächstes Jahr vielleicht einfach darauf achten und früh buchen. Wenn man später doch nicht gehen möchte, kann man sie problemlos weiterverkaufen. Und selbst 150 Euro sind für eine Konferenz dieser Größe immer noch günstig – guckt mal, was solche Veranstaltungen sonst so kosten. Und warum soll man als Veranstalter nicht etwas verdienen, wenn man so viel Arbeit das ganze Jahr über investiert?
Oh, gar nicht gesehen. Hmm.. happig.
Ich muss auch dazu sagen, dass nicht nur der Preis Ausschlüsse produziert – ich habe das Konzept der Re:publika, seit ich von dieser Veranstaltung gehört habe, als wichtigtuerisch empfunden. Die „Konferenz der Onlinemenschen“ – eigentlich sind ja irre viele Menschen heutzutage „Onlinemenschen“. Es müsste, hab ich das Gefühl, eigentlich heissen: Die Konferenz für Leute, die „wer sind“ in der Blogosphäre. Und mit nem Strickblog biste von vornherein schon mal niemand – ist ja klar wie Kloßbrühe!
Ehrlich gesagt, wichtiger als der Preis ist einfach ihr unfaires Verfahren beim Ticketverkauf. Dieses „Huch, da ist es durchgesickert und schon waren alle Early-Bird-Tickets weg“.
Ein Beitrag zum Thema yarnbombing gibt es aber dieses Mal auf der republica auch. Und abgesehen von ihrem Werbesprech sind die meisten Menschen, die dort hinkommen auch nett. Aber du hast schon recht, es ist immer ein Unterton der übertriebenen Wichtigkeit zu spüren.
@Frau Elise: die Masche mit den Blogger- und Earlybird-Tickets ist genau das was mich nervt. Es ist das zweite Jahr in dem das Verfahren unfair und intransparent gelaufen ist. Und zweimal hintereinander dafür habe ich keine Verständnis.
Und immer kommt dieses gebetsmühlenartige „sie müssen doch auch was verdienen und für so eine tolle Konferenz ist der Preis nicht hoch“-Argument. Der Preis ist eben so hoch, dass ihn einige Menschen nicht mehr bezahlen können bzw. Sich damit sehr schwer tun. Wenn dann noch das Gefühl der Unseriosität bei der Vergabe aufkommt. Sorry, da hat meine Gelassenheit ein Ende. Und ich fühle mich dazu nicht wohl, wenn ich auf Veranstaltungen herumturne, die sich die Hälfte meines Freundes- und Bekanntenkreis nicht leisten kann.
Tatsächlich gibts was über Yarnbombing und es gibt auch Strick- und Craftblogs, (z.b. habe ich das von Frau Elise angeklickt), die sind halt „anders“, „cool“. Das sind nicht so „dröge“ Strickblogs, es sind frische, geekige, eben wichtige Strickblogs. 😉
Und immer kommt dieses gebetsmühlenartige “sie müssen doch auch was verdienen und für so eine tolle Konferenz ist der Preis nicht hoch”-Argument. Der Preis ist eben so hoch, dass ihn einige Menschen nicht mehr bezahlen können bzw. Sich damit sehr schwer tun.
Selbst wenn alles gratis wäre, könnte man das Argument immer noch wegen der Reise- und Übernachtungskosten anführen, die sich auch nicht jeder leisten kann.
Mich wundert, dass von einer kommerziellen Konferenz erwartet wird, dass sie sich verhält wie eine gemeinnützige Organisation oder eine Parteienstiftung.
A propos, bei der CSU in Wildbad Kreuth soll es sehr schön sein und das Essen gut 😉
Womit wir beim Thema wären: 150 Euro sind für eine Konferenz wenig, die vom Arbeitgeber übernommen werden. Eine Konferenz, die sich in der Hauptsache an Privatleute richtet ist mit diesem Preis am Limit angekommen.
Ich erwarte nicht, dass sie gemeinnützig ist, aber sozialverträglich wäre schon eine Option.
Die Ironie mit der CDU ist überflüssig und unpassend.
Zwecklos. Die Mittelschicht hat kein Interesse an sozialen Aspekten.
Ich merke es: als wenn sich kommerzielle Interessen und Sozialverträglichkeit ausschließen würden. Offensichtlich ist auch der Gedanke, dass Gemeinnützigkeit nicht auf Almosensammelorganisationen beschränkt ist fremd.
Für das Gemeinwohl sind wir alle zuständig. Aber die neoliberale Propaganda der letzten Jahre hat sich ihr Feld gut bestellt.
Ich würden wiederum gemeinnützige Organisationen nicht als Almosensammler beschimpfen – so verschieden sind die Empfindlichkeiten.
@ Schneeschmelze: ich war vorletzte Woche mit einem Freund als Begleitung beim Jobcenter in Sachen Hartz IV und habe vorgestern mit ihm eine Veranstaltung dazu gemacht. Und selbst?
Das Panel über Yarnbombing mache ich mit einer Freundin – wir sprechen am Dienstag um 16 Uhr 15 in Stage 5. Wer nicht zur re:publica kommen kann: Über das, was wir da erzählen, werde ich sicher auch noch in meinem Blog später erzählen. Ansonsten werden außerdem viele Sessions mitgestreamt und können entweder live oder später über Youtube gesehen werden.
@irene: Aber ich bezeichne einige gemeinnützige Organisationen durchaus so, weil sie würdelos agieren. Die Tafeln gehören dazu.
Dass du einem Freund behilflich bist, halte ich für selbstverständlich und mach dir um die sozialen Verhaltensweisen von Schneeschmelze mal keine Gedanken. Diese Messlatte liegt sehr hoch.
@frauElise: ich freue mich auf euer Panel und wenn ich nicht dabei wäre, würde ich es bestimmt auf Youtube ansehen.
Trotzdem gefällt es mir nicht, dass die Schere da soweit auseinander klafft. Ein bisschen Sensibilität und Transparenz bei der Ticketvergabe würde da helfen.
Mir geht es übrigens gar nicht drum, da irgendwelche Preise zu verteidigen. Schmerzgrenzen sind individuell sehr verschieden, und wie knapp oder großzügig die Konferenz tatsächlich kalkuliert ist, das wissen wir alle nicht. Aber ich sehe halt viele Leute, die aus beruflichen Gründen dorthin fahren, andere erwarten eine Art antikapitalistisches Szenetreffen, das klingt alles irgendwie nach einem großen Missverständnis.
Wenn es um Zugänglichkeit für alle gehen soll, gehört auch dazu, dass eine Konferenz nicht immer nur in Berlin stattfindet, sondern auch mal in Kaiserslautern, Dortmund, Erfurt, Bremerhaven und Innsbruck. Sowas habe ich aus Berlin noch nie gehört.
Bei dem Thema habe ich die Hoffnung in die Einsicht schon aufgegeben.
Die Republica ist für mich ein Angebot, das ich als Konsumentin online prüfe wie einen Pullover von Otto-Versand. (Fazit: Das Verhältnis von Aufwand und vermutetem Resultat ist für mich derzeit nicht attraktiv.)
Ja, eine Konferenz für Mittelschichtskinder zum dreistelligen Preis produziert Ausschlüsse, ganz ähnlich wie alle möglichen Angebote anderer Unternehmen. Bei anderen gewerblichen Unternehmen ist das eben so, der Republica nimmt man es übel – warum? Weil die aus Bloghausen kommt? (Das ist drückt ein ehrliches Unverständnis aus, auch wenn es sich vielleicht liest wie eine x-beliebige Relativierung.)
Im Nachhinein würde ich sagen: Die antikommerzielle Pose der frühen Blogosphäre, aus der sich diese Erwartungen womöglich speisen, war vor allem deshalb attraktiv, weil damals niemand was Professionelles auf die Beine stellte. Opel-Tests konnte man ja nicht ernst nehmen, mit einem coolen Magazin wäre es vielleicht ganz anders gelaufen.
Wer eine nichtkommerzielle Bloggerkonferenz für essenziell hält, müsste eigentlich die Republica ignorieren, einen Verein gründen und bei Kommunen in der Provinz kostenlose Räume auftreiben. Aber Vereine und Events machen so viel Arbeit, dass ich das von niemand fordern möchte.