Der Investor
Die ganze Woche lief er mir über den Medienweg. Niclas Berggruen- der mit Hoffnung erwartete Investor der Karstadt-Filialen.
Zuerst in der Kulturzeit. Dort gehört er ja auch hin als Sohn des Sammlers Heinz Berggruen.
Dann in den Tagesnachrichten. Dort gehört er als Retter der Karstadt-Filialen ja auch hin.
Was ist das für ein Retter des kulturellen Abendlandes? Er ist im gleichen Jahr wie ich geboren, wollte mal Schriftsteller werden, sein Vermögen wurde im Jahr 2008 auf 3 Milliarden Dollar geschätzt. 2010 ist das ein bisschen weniger. Soweit sich mehr oder weniger in diesem Zusammenhang fassen lässt.
Ich habe mir in meinem Leben nie Gedanken über das Alltagsleben reicher Menschen gemacht. Warum auch? Reiche Menschen haben arme Menschen zu jeder Zeit unterdrückt. Meine Abneigung gegen Reichtum geht so weit, dass ich auch fast nie in Kirchen gehe. Auch nicht – schon gar nicht als Touristin – zuviele Menschenleben hat jede einzelne Kirche gefordert. Mir schnürt es darin die Luft ab. (Sorry, an die Kirchenfreundinnen, aber das ist so bei mir.) Mir schnürt es die Luft ab, wenn ich das Blut und den Schmerz der einfachen Menschen spüre – und die spüre ich immer, wenn ich den üppigen Reichtum wahrnehme.
Das war der Einschub. Mein Einschub, um mich dem Thema wieder anzunähern. Da ist also ein Mensch, der von sich sagt, er hat kein Heim mehr. Er lebt in Hotels, aber er besitzt einen Privatjet. Da ist ein Mensch – ein Mann – der mit den größten Kunstwerken unserer europäischen Geschichte aufgewachsen ist.
Einer von dem Wikipedia schreibt: Er wird heute zu einer neuen Generation sozial und ökologisch verantwortungsbewusster Investoren gerechnet.
Geht das zusammen? Ist das Wirklichkeit?
Ach ja: Das noch als Nachtrag.
Dass Nicolas Berggruen Werke von Andy Warhol, Damien Hirst und Jeff Koons sammelt beruhigt mich nicht wirklich.