Der Bundestag lädt Behinderte wieder aus
Seifert © kobinet/rba
Berlin (kobinet) Der behindertenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Ilja Seifert, hat heute Abend bedauert, dass der Bundestag die im Mai eingeladenen 300 Menschen mit Behinderungen wieder ausgeladen hat. Im Mittelpunkt der Veranstaltung „Menschen mit Behinderungen im Deutschen Bundestag“ am 2. und 3. Dezember 2011 sollte der Dialog mit den Politikern zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention stehen.
Ziel einer Auftaktsitzung, Diskussionen in Arbeitsgruppen und einer abschließenden Sitzung im Plenarsaal war es, „ein gemeinsames Signal für die Bereitschaft zur Inklusion und zur Überwindung von Barrieren in allen Lebensbereichen auszusenden.“
Mit heutigem Datum wurden diese 300 Menschen wieder ausgeladen, weil sich darunter – völlig unerwartet – über 100 Rollstuhlfahrer/innen befanden und die Organisatoren feststellten, dass dies aus Sicherheits- und Brandschutzgründen nicht ginge. Die Veranstaltung soll nun im Oktober 2012 stattfinden, wobei diesmal dafür gesorgt werden soll, dass die Zusammensetzung der einzuladenden Personen den Gegebenheiten der Räumlichkeiten im Bundestag entspricht.
„Damit hat das wirkliche Leben auf äußerst unangenehme Weise den Bundestag eingeholt“, stellte Seifert fest. „Es gibt Bereiche, wo Rollstuhlfahrer/innen nicht hinein oder auch wieder hinaus kommen und es gibt unakzeptable Begrenzungen in der Zahl (bei Bus und Bahn, in Kinos, Theater, Stadien usw.) Und auch der Bundestag mit seinen großen und neuen Gebäuden muss sich nun – über 10 Jahre nach dem Einzug – mit der Frage beschäftigen, wie viele Rollstuhlfahrer/innen hinein dürfen.“
Da das Schreiben aus dem Bundestag auch seine Unterschrift trägt und er um Stellungnahme gebeten wurde, möchte der Bundestagsabgeordnete der Linken darauf hinweisen, dass diese Entscheidung mehrheitlich, das heißt gegen seine Stimme, fiel. „Ich war und bin der Meinung, dass die Veranstaltung mit Einschränkungen und Kompromissen (allerdings nicht bei Fragen von Sicherheit und Brandschutz) durchführbar gewesen wäre, blieb aber mit dieser Auffassung in der Minderheit“, so Seifert.
Christiane vom Behindertenparkplatz sieht es von der lustigen Seite
peinlich, peinlich, aber so gewohnt.
Ja, leider nicht verwunderlich.
Ein Gebäude auf hundert Rollstuhlfahrer ausrichten, damit einmal im Jahrzehnt über fünfzig Rollstuhlfahrer auf einmal darin sein können, ist wirklich nicht unbedingt nötig.
Aber das Ausladen ist blöd. Man hätte doch sagen können: Hundert Rollstühle auf einmal sind aus Sicherheitsgründen hier nicht zu bewältigen, könnten Sie bitte in drei Etappen kommen, Zeitfenster werden angeboten. Oder sich auf sonst eine erwachsene und vernünftige Weise einigen.
Für Leute, die gehen können, gibt es ja auch Zeitfenster-Regelungen – in Museen bei Ausstellungen mit großem Andrang.
„Ich war und bin der Meinung, dass die Veranstaltung mit Einschränkungen und Kompromissen (allerdings nicht bei Fragen von Sicherheit und Brandschutz) durchführbar gewesen wäre, blieb aber mit dieser Auffassung in der Minderheit”, so Seifert.
Das Ausladen ist eine krasse Konsequenz, das hätte auf keinen Fall passieren dürfen.
gleich ausladen ist wirklich nicht die feine englische… peinlich trifft es schon ganz gut