David Foster Wallace
Ich lese gerade die 1500 Seiten „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace und nebenbei sehe ich mir alle Interviews von ihm an, die ich auf YouTube finden kann.
Dabei fâllt mir auf, dass selbst Literaturkritikerinnen immer wieder in die Floskel „er hat sich umgebracht“ verfallen. Das Leben hat mich längst gelernt, dass es dafür andere Vokabeln gibt und trotzdem verfalle ich auch immer wieder in diese Sprache.
Meine Toleranz reicht nicht aus. Egozentrisch betrachte ich mich als die Person, der ein anderes Leben heimtückisch entrissen wird. Wie sonst könnte ich den Weg, der der letzte Ausweg für manche Menschen ist, als Mord bezeichnen?
Es liegt ja nicht zuletzt daran, dass viele von denen, die unermüdlich von seinem Lebensende sprechen, sich nicht dafür interessieren, was es bedeutet hat usw., es geht darum, dass es dem ganzen Werk so eine Aura von Tragik verleiht, etwas, was zitiert wird, ohne dass jemand darüber nachdenkt.
Vielleicht ist das ignorant oder hartherzig, aber ich möchte seine Texte als solche betrachten, ich möchte sie sozusagen abgelöst von diesem Ende betrachten, als Lebenswerk. Das ist als würde man ein Buch von hinten lesen. Allerdings habe ich mich auch noch nicht an „Unendlicher Spaß“ herangetraut.
Er war wohl ein außergewöhnlicher Mensch, genauso wie er ein außergewöhnlicher Schriftsteller war. Bin jetzt ungefähr bei 15% mit „Unendlicher Spaß“ – es ist eindeutig ein amerikanisches Buch, das sich sehr mit der amerikanischen Kultur auseinandersetzt. Ein amerikanisches Männerbuch könnte ich noch schreiben.
Ich kann es nicht so in einem Rutsch durchlesen, wie mir das z. B. Mit Peter Nadas Parallelgeschichten gelungen ist. Brauche mehr Pausen und da so viele verschiedene Szenarien aufgemacht werden, verliere ich manchmal den Faden – oder die Konzentration. Eine Herausforderung ist es auf alle Fälle. Bin gespannt, welche Überraschungen mich noch erwarten.
Aber Nádas zum Beispiel, ist auch ein sehr außergewöhnlicher Mensch, und es ist dennoch nicht notwendig seine Bücher von seiner Nahtoderfahrung von der er in „Der eigene Tod“ geschrieben hat, zu betrachten. Das meine ich.
Parallelgeschichten steht ganz oben auf meiner Leseliste. Das war großartig, oder?
Die Parallelgeschichten sind schon ein tolles Buch, obwohl ich für mich die Einschränkung machen muss, dass ich mit Büchern dieser Dimension einfach meine Probleme habe. Normalerweise bilde ich mir ein Urteil über ein Buch, wenn ich es zwei, dreimal gelesen habe. Das wird bei den Parallelgeschichten noch dauern.
Zu der anderen Thematik: ich bin die letzte, die das Werk von der Künstlerin oder dem Künstler trennt. Für mich bildet das oft – aber nicht immer – eine Einheit. Trotzdem zählt selbstverständlich das Werk zunächst allein.
Aber was heißt das schon? Bin mir da bei mir selbst nicht sicher.