Daumen drauf
Die Arbeitslosen müssen mit starker Hand geführt werden. Angst und Schrecken hilft sie von den Ämtern fernzuhalten. Ach, es sind ja keine Ämter mehr. Sie wurden doch ausgelagert. Daumen drauf mit Druck. Wenn schon keine Jobs da sind, dann müssen wir sie eben auf andere Art und Weise loskriegen.
Die Phantasien sind wieder angeregt. Vor Generationen gab es die Märchen von den Bettlern, die Zuhause ein Vermögen aufbewahrten, heute gibt es die Mythen von den reichen Online-Verdiensten. Auf, auf in den Kampf. Alle Arbeitslosen zum Appell antreten! Zeigt her eure Taschen, zeigt her eure Freunde, zeigt her was ihr unterm Hemd verborgen habt. Zeigt her, zeigt her.
Da spielt sich die Bundesagentur als Ermittlungsbehörde auf und findet kreative bürokratische Möglichkeiten zur flächendeckenden Überwachung. So ein arbeitsloser Mensch ist an sich schon ein Übel. Und wenn wir uns von dem Übel schon nicht befreien können, dann müssen wir ihm wenigstens den Ekel zeigen, das es auslöst.
Daumen drauf.
Ehrlich gesagt, wenn ich das hier so lese, dann denke ich wieder an das Buch von Jürgen Müller-Hohagen „Geschichte in uns“.
Darin geht es im die Nazi-Täterschaft des Einzelnen und die seelischen Weiterwirkungen hin ins unsere Zeit.
So eine perverse Gewalt. Und auch hier wieder: Automatisierung.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte hatte übrigens nichts dagegen einzuwenden.
Ja, sehr traurig. Wenn du arm bist zählst du nicht und deine Daten gehören dann den Mächtigen. Sie rauben die Seele und die Daten. Einfach alles.
Ich habe gerade nochmal drüber nachgedacht (weil ich vorgestern ein gutes Telefonat mit meinem Arbeitsvermittler hatte – wir hatten noch nicht persönlich miteinander zu tun – und mir das voll einen positiven Schub gegeben hatte).
Mit einer Behörde politische Ideologien durchsetzen zu wollen, mit aller Macht (das ist es ja bei der Arbeitsagentur), das kann ein ganzes Land lähmen. Da ist kein Leben, keine Entwicklung und einfach nichts Positives drin. Viel eher werden Menschen gequält, gelähmt, diskriminiert, … Da wir so viel Menschen haben, die arbeitslos sind bzw. aus ihren beschissenen Arbeitsverhältnissen rauswollen und die Unterstützung dieser Behörde brauchen, darf man das nicht unterschätzen.
Ein extrem trauriges Kapitel unserer Zeit und der Politik, insbesondere der Unfähigkeit oder Unwilligkeit, Korrekturen oder Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Hinzu kommt, das in der Bundesagentur Menschen arbeiten, die diesen Willen vollziehen.
Ich glaube, das alle Erfolgsmodelle, wie auch das des wider starken Wirtschaftslandes Deutschland, seine Verlierer hat. Die Messlate einer Gemeinschaft sollte vielleicht eher die sein, wie diese mit den Menschen umgeht, die nicht Schritt halten können.