Besser-Menschen

Immer wieder eine Verärgerung wert, oder ein Stirnrunzeln, manchmal auch einen Wutausbruch oder nur Unverständnis: Die Bessermenschen. Die, die nicht nur alles besser wissen, sondern alles besser machen. Sie finden sich an jeder Straßenecke, haben ihren Stammtisch schon lange verlassen, denn dort gefällt es ihnen nicht mehr so gut wie früher. Dort sind sie ja mehrere, damit entfällt die Exklusivität und das wollen sie schon sein: exklusiv. Anders. Besser eben.
Ein guter Platz für die Bessermenschen ist hinter dem Monitor zuhause im Stübchen. Von dort aus lässt sich gut ins Internet schreiben und das eigene Exklusiv-Bessermensch-Sein in die Welt hinaus verkünden. Hach, ist das schön. Das bringt so eine Aura, in der mensch sich so gut suhlen kann.
Gut eignet sich für die persönliche Bessermensch-Präsentation auch ein Ereignis, an dem die Allgemeinheit teilnimmt. Dazu braucht es Medienpräsenz . Das ist genau der richtige Kontrast, die optimale Beleuchtung für die Bessermenschen-Darstellung. Was bin ich doch so kritisch! So anders als die anderen! Nehme mir das mediale Ereignis als Anlass und bashe die ganze Menschheit und stelle mich als etwas Besonderes heraus.
Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, über dieses Verhalten, die Stirn zu runzeln. Es ist so offensichtlich daneben, sich an aktuelle Medienereignisse zu hängen, um die eigene mediale Überlegenheit kund zu tun, dass es die Energie nicht wert ist, sich damit zu beschäftigen. Was mich immer wieder irritiert ist, dass es so viele Menschen machen. Menschen, die durchaus auch denken können. Aber offensichtlich setzt das Denken spätestens dann aus, wenn der Mensch anfängt sich selbst zu schmeicheln.
Ich traue ihnen jedenfalls nicht über den Weg: den Bessermenschen.

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