Alt werden
Seit einiger Zeit geht mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich möchte jetzt gerne in Ruhe alt werden.
Der Gedanke ist sehr hartnäckig und ich kann ihn schlecht intellektuell erklären. Schließlich werde ich ganz von selbst jeden Tag immer ein bisschen älter. Ohne dass ich etwas dazu tun muss oder kann. Der Prozess des Älterwerdens ist doch keine Entscheidung. Alt werden passiert doch einfach.
Aber im Kopf bleibt immer dieser Gedanke: Ich möchte jetzt in Ruhe alt werden.
Hartnäckig ist die innere Stimme. Aber ich bin doch noch keine Greisin! Und wer will schon freiwillig alt sein?
Die Stimme bleibt und ziert sich nicht. Hartnäckig drängt sie sich in den Vordergrund.
Ich mag nicht mehr neuen Zielen hinterher rennen. Bin doch längst angekommen. Und das Angekommen möchte ich jetzt endlich genießen.
Im Schaukelstuhl wenn es sein muss.
Mindestens.
Würde ich auch gern. Aber jetzt mit Anfang 50 ereilt mich noch einmal ein neuer Job. Ich will den gar nicht. Ich möchte doch einfach nur noch in Ruhe meine Musik machen und nicht mehr im Hamsterrad schuften. Aber was bleibt mir anderes übrig, welche Alternativen habe ich? Hartz IV und Altersarmut.
Wenn „alt sein“ heißt (-wie du es so schön formuliert hast-) „angekommen sein“,
dann hat das mit „alt/älter werden“ nur mehr sehr wenig zu tun.
Das zu erkennen/zu erfahren und dann es auch leben zu können, ist ein Glück. –
Danke, Claudia, für diese mit-dir-sein-dürfen/mit-dir-ein-Weilchen-schaukeln können 🙂
@Suedelbien: das sind wahrlich keine schönen Aussichten!
@Fidi: Vielleicht ist das Gefühl auch besser beschrieben mit: „Ich möchte mit dem Alt-Sein jetzt endlich beginnen.“ Ich bin nicht mehr jung, ich bin schon weit mehr als drei Jahrzehnte erwachsen. Ich mag mich so alt fühlen wie ich bin. Mich jünger fühlen würde ja heißen, ich hab nichts gelernt oder kapiert im Leben. Noch schlimmer wäre, nichts erfahren.
Nein, das wäre kein behaglich es Gefühl. Ich will mich jetzt rüsten für den Herbst und den Winter, damit der Frost und die Kälte mich nicht unvorbereitet trifft.
Wenn Du mit „angekommen sein“ bei Dir selbst angekommen sein meinst, dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch. Das muss ein schönes Gefühl sein und eine wunderbare Ausgangslage, um jeden Tag ganz von selbst ein bisschen älter zu werden.
Verständlicher Wunsch. Kenne ich. Und empfinde es als unschicklich, doch noch dies und das tun zu müssen, stelle mich Erwartungen entgegen, stehe nicht mehr allzeit bereit, benötige Stunden um Stunden nur für mich, einfach nur dasein, dasitzen, das Leben überblicken, anderen beim Kämpfen zuschauen, bei Eifersüchteleien, bei Kleinkatastrophen – und eine Art Überblickssichtweise erlangt haben, nicht mehr werten wollen oder müssen, einfach SEIN lassen….
Gruß von Sonja
Genau. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die so empfindet. Das ist schön!