Absurd
Bei irgendeinem Magazin habe ich gestern einen Satz gehört, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Es ging um die Ausstattung einer Spezial-Polizeieinheit. Die wurde mit Stolz präsentiert und dann fiel der Satz:
„Wir wollen den Terroristen auf Augenhöhe begegnen.“
Das erklärt mir einiges. Hier wird unbewusst das deutlich, was so viele staatliche Organisationen bestreiten: Dem Verbrechen auf Augenhöhe begegnen. Dem Rechtsbruch auf Augenhöhe begegnen.
Eine Polizei, die ihren Wertmaßstab an Terroristen ausrichtet, ist eine Gefahr für die Demokratie.
Ich halte das für eine falsche Interpretation des Satzes. Sie meinen das eher Waffen- und Methoden-technisch, nicht auf der Ebene der Werte.
Mir ist schon klar, wie sie es „gemeint“ haben. Aber „auf Augenhöhe“ ist nun mal eine feststehende Bezeichnung, die in einem bestimmten Kontext zwei Verhandlungspartner in einen Wertezusammenhang stellt.
Wie gesagt: unbewusst kommt durch die Verwendung dieses Ausdrucks zum Vorschein, wie sie sich und ihren Auftrag in der Sache einschätzen.
Claudia, Du hast nur zu recht. Dieser Satz ist derartig verräterisch.
Und mir wird mal wieder schlecht.
Ich kenne „auf Augenhöhe sein“ als Begriff, der aussagt, dass man sich zumindest nicht unterlegen / kleiner / unfähiger etc. fühlt.
Z.B. sind die derzeitigen Verteidiger der IT-Sicherheit im Bundestag und anderen Institutionen und Unternehmen offenbar NICHT „auf gleicher Augehöhe“ mit den Angreifern – sonst hätten diese es nicht geschafft, unbemerkt das ganze BT-Netz zu infiltrieren, noch dazu so geschickt, dass es keine kleine Aufgabe ist, das Ganze wieder sicher zu bekommen. Und der BND ist mit der NSA schon gar nicht „auf gleicher Augenhöhe“, sondern offensichtlich Handlanger und abhängig von der NSA.
Eine „unbewusste“ Bedeutung zu unterstellen, ist ja ein beliebtes Mittel, gegen das man sich praktisch gar nicht verteidigen kann. Kommt in Beziehungen und auch in der Politik häufig vor, ist aber m.E. nicht ok., weil nicht intellektuell redlich. Auch nicht gegenüber Kräften, mit denen man gar nicht sympathisiert.
(Friedlicher Dissens darf doch mal sein, hoffe ich!)
Der Begriff „auf Augenhöhe“ beschreibt im öffentlichen Dienst – und die Polizei ist eben Bestandteil des öffentlichen Dienst – konkret d.h. im Recht verankert – zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Dienststellenleiter und den Gremien.
Kein Mensch wird bestreiten, dass die Dienststellenleiter in der mächtigeren Situation sind, sie werden aber verpflichtet auf Augenhöhe zu verhandeln, zum Beispiel in dem sie Unterlagen und Informationen zur Verfügung stellen. Wie gesagt: es handelt sich um eine Gleichstellung der Werte.
Das von Dir genannte Beispiel passt meines Erachten genauso wenig zum Begriff Augenhöhe, wie der Ausgangsfall. Daher kann ich deiner Schlussfolgerung nicht zustimmen.
Es scheint so als haben wir andere Denkweisen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass du einen meiner Texte nicht verstehen kannst.