Mich erklären

Ich mache es nicht gerne: Mich erklären. Mein Verhalten, meine Gefühle. Jedenfalls nicht, im Konfliktfall. Wenn das Zusammenkommen nicht klappt.
Es scheint eine allgemein anerkannte Standardreaktion zu sein. Dieses Sich-Erklären. Immer wieder wird es eingefordert. Massiv und hartnäckig, aber ich habe nicht einmal erlebt, dass es sinnvoll gewesen wäre. Jedenfalls nicht für mich. Missverständnisse wachsen, Verletzungen wiederholen oder vermehren sich.
Vielleicht ist es bei anderen Menschen anders. Aber bei mir wirkt es nicht.
Wenn ich einen Konflikt anspreche oder ihn erwähne, hab ich ihn innerlich schon seziert. Ihn in seine Details zerlegt, meinen Anteil und den Anteil der anderen Seite genau angesehen und geprüft. Und mehrfach gegengesteuert.

Mich erklären – das hilft höchstens bei einem Missverständnis, doch das passiert nicht so häufig. Jedenfalls übersehe ich es nicht häufig.

Tatsache ist doch, dass es einen Bodensatz von Konflikten gibt, die sich nicht mit Erklärungen oder Erläuterungen wegreden lassen. Sie sind da und bleiben da. Bis eine Seite sie leugnet bzw. bis sich die Rahmenbedingungen oder die Machtverhältnisse ändern.

Mir macht das nichts aus. Ich verstehe nur nicht, warum so viele Menschen meinen, das könne sich durch Erklärungen glattziehen.

Comments (4)

FidiJuli 27th, 2014 at 17:16

Vielleicht ist das MICH (-schwingt drin: mich ganz und gar-) erklären auch bisschen zu umfangreich und es würde meist genügen, etwas zu erklären – und sich dieses scheinbar weniger als stimmiger bewusst zu sein. -Mal wieder mit einem unerklärlich lieben Gruß für dich, Claudia, von Fidi 🙂

SammelmappeJuli 27th, 2014 at 17:25

Dieses „etwas“ bin doch ich!

Ich verstehe das wirklich nicht. Was dieses „etwas“ dann anderes sein sollte.
Das ist mir ein Rätsel. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich noch nie einen anderen Menschen verstanden habe, nur weil sie oder er mir etwas erklärt hat. Ich erlebe Menschen, sehe und höre ihnen zu bei dem was sie tun und lassen.
Das ist für mich der Weg zu Verständnis.

IrisJuli 28th, 2014 at 07:20

Ich empfinde das als eine sehr wohltuende Art des Umgangs, sie strahlt eine gewisse Gelassenheit aus, räumt Freiheiten ein, will nicht vereinnahmen. Man muss nicht alles verstehen (wollen) und auch nicht alles erklären (wollen).
Genauso habe ich unser Gespräch im Juni erlebt, wohltuend, und aus genau diesem Grund wirkt es immer noch nach.

Liebe Grüße,
Iris

SammelmappeJuli 28th, 2014 at 08:18

Da bin ich sehr beruhigt, dass ich nicht alleine mit dieser Ansicht bin.

Leave a comment

Your comment

Kommentarlinks könnten nofollow frei sein.