Mentales Alter
Wenn es Facebook nicht gäbe, ich wüsste manchmal nicht, wie weltfremd ich in alltäglichen Dingen bin.
Das lerne ich dann z. B. durch die undifferenziert, aber leidenschaftlichst geführten Achselhaardebatten.
Auf Facebook erzählen auch manche Menschen in den Fünfzigern sehr erfreut, dass ihr mentales Alter 29 oder 23 sei. Hmm, denke ich. Was sollte jetzt daran so toll sein? Wo sollen dann die verlorenen Jahre versickert sein?
Aber dann fiel mir ein, dass ich als Kind mit einem mentalen Alter von über 100 ausgestattet war. Das verringerte sich nach und nach und mit dem Übergang ins Erwachsenenlebens synchronisierte es sich mit meinem biologischen Alter.
Du lieber Himmel! Wie man freiwillig zum Besten geben kann, dass man im Twenty-Something-Bewusstsein stecken geblieben ist…. der Jugendwahn nimmt echt seltsame Formen an!
Die Assoziation scheint jung-flexibel-lebendig zu sein.
Achselhaardebatten?
Ausgangspunkt war dieser Artikel http://www.stern.de/familie/leben/modetrend-fuer-frauen-die-rueckkehr-der-achselhaare-2103776.html
Also ich wäre manchmal wirklich froh darüber unbeschwert ein mentales Alter von 20+ zu genießen. Ich versuche mich in einer Gratwanderung 😉
Ja, aber ein seltames Gefühl wäre es doch. Vor allem auf Dauer.
Also urursächlich war tatsächlich das Auftreten der US-Schauspielern Gaby Hoffmann auf dem Roten Teppich, wo sich sich „erdreistete” zu einem Spaghetti-Träger-Abendkleid Haar unter den Achseln zu tragen. In der amerikanischen Kultur gilt man dann als Frau bekanntermaßen als „Bitch”. Sie selbst hat dazu ganz kluge Sachen zu sagen. Hierzuland wird die Diskussion natürlich wieder charmant am eigentlichen Thema vorbei geführt. Denn tatsächlich wäre es schon von nöten, wie es sein kann, dass Mensch (vor allem Menschin) in der hiesigen Gesellschaft flink an den Pranger gestellt wird, weil sie unter die Menschen geht, wie Gott uns erschaffen hat.
Dann könnte man noch diskutieren, was für einen Einfluss darauf diese Enthaarungsprodukte-Industrie dabei hat. Tatsächlich eine der interessanteren Diskussionen in diesem Jahr m. E. – aber wirklich interessant leider doch nur wieder in den USA geführt, weil hier gänzlich falsch verkauft.
Zum mentalen Alter, ich verstehe das irgendwie. Ich habe mich gestern mit einer Nachbarin unterhalten, die in meinem Alter ist, die mir ernsthaft erzählte, sie möchte den 50jährigen Geburtstag ihres Sohnes (gestern 30 geworden) nicht mehr erleben. Da bin ich dann mental lieber jünger und lasse mir das bei Laune (!) auch mal zum Spaß durch einen Online-Test bestätigen. 😉
… von nöten zu hinterfragen … – sollte da eigentlich stehen.
Wahrscheinlich identifiziert sich jede Person ganz individuell mit dem eigenen Alter und daher kommt es wohl zu dieser individuellen Verbindung zu dem, was sich da mentales Alter nennt. Denn eins ist klar: es gibt so etwas wie ein mentales Alter gar nicht. Es gibt das biologische Alter und vielleicht noch eine Altersphantasie, die uns träumen lässt.